Mobiler Rollout: „Im zweiten Halbjahr könnte es so weit sein”
PRIMENEWS linda kappel 13.02.2015

Mobiler Rollout: „Im zweiten Halbjahr könnte es so weit sein”

Bezahldienste Entwickler des Mobile Payment preisen Vorzüge an: praktisches, effizientes, rasches Bezahlen; plus hohe Transparenz

Der Markt für Zahlungsdienste wird – zumindest in Übersee – zusehends bunter. Aber: Nicht jedes System wird sich durchsetzen.

Wien. Smartphone mit dem QR-Code zum Lesegerät halten, Scan abwarten, einchecken – weltweit schon ein üblicher Vorgang. Mobile Bordkarte nennt sich das; und mobilen Anwendungen scheinen keine Grenzen gesetzt. So soll das Mobile Payment, also das Bezahlen mit dem Handy, in Europa auch bald seinen Siegeszug antreten. Apple machte ja Ende 2014 mit seinem Bezahldienst in den USA Furore.

Seit Ende 2013 arbeiten auch in Österreich führende Unternehmen aus der Banken-, Kreditkarten-, Kartenpersonalisierungs- und der IKT-Industrie wie Austria Card, card complete, Drei, Erste Bank, MasterCard, Nexperts, PayLife, T-Mobile und Visa an der mobilen Brieftasche. Bis zum flächendeckenden Rollout dauert es wohl nicht mehr lang.

Mobile Brieftasche noch 2015

„Im zweiten Halbjahr könnte es so weit sein”, ist Kurt Schmid, CEO der Nexperts GmbH, die die Software entwickelt, überzeugt. „Die Technologie-Versuchsphase ist planmäßig zu Ende gegangen. Die beteiligten Unternehmen können nun die Wirtschaftlichkeit der Markteinführung prüfen”, sagt Igor Pejic von der Austria Card GmbH. „Voraussetzung an den Bezahl-Terminals der Händler sind NFC-Module. Sie werden à la longue in ganz Österreich von Unternehmen wie uns, Card Complete oder PayLife damit ausgestattet”, heißt es beim Komplettanbieter bargeldloser Zahlungssysteme, Hobex AG. Gemeint ist damit die Near Field Communication, der internationale Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten per Funktechnik; die mobilen Geräte benötigen spezielle Chips dafür. Die Akzeptanz in Österreich dafür sei hoch, berichtet Rainer Schamberger, Geschäftsführer von Payment Services Austria, der Banken-Tochterfirma für die Abwicklung des Bankomatkartengeschäfts. Die Nutzung des kontaktlosen Bezahlens habe sich allein von Jänner bis Dezember 2014 mehr als vervierfacht, das Transaktionsvolumen im selben Zeitraum sei um das Fünffache gestiegen.

Austro-Antwort auf Apple?

Ist die „Mobile Wallet Initiative Austria” also die „Austro-Antwort auf Apple Pay”? Schmid: „Nicht ganz. Der Unterschied: Bei Apple Pay sind die Sicherheits-Features im Handy lokalisiert, bei uns in der SIM-Karte.” Apples Bezahldienst hat zwar in den USA bereits die meisten großen Kredit- und Debitkartenfirmen unter Vertrag. Und die Nutzer von Alipay, dem Bezahlservice der potenten chinesischen Handelsplattform Alibaba, können sich für ihre Konten am iPhone bereits mittels Fingerabdruck authentifizieren; was zeigt, dass es mehrals nur Anbandeln der beiden ist. So schnell wird sich Apple Pay aber in Europa nicht durchsetzen, dazu müsste der Internet-Gigant Europas Banken bei den Gebühren viel mehr entgegenkommen. Diesen sind ja wegen einer EU-Verordnung zu bargeldlosem Zahlungsverkehr die Hände stark gebunden. Es wurden in Österreich aber bereits andere Systeme entwickelt, die teils schon in Betrieb sind, etwa das mobile Bezahlen per Bluetooth oder via Barcode. „Jede weitere Form der Transaktionsgenerierung stellt für uns keine Bedrohung dar, sondern eine Erweiterung unserer Möglichkeiten”, kommentiert card complete-Vorstand Heimo Hackel die Entwicklungen. „Es macht aber keinen Sinn, wenn es unterschiedliche Wallets gibt – sprich eine für Kreditkarten und eine andere für Maestro-Karten. Eine ,White-Label'-Lösung, die jede Bank unter der eigenen Marke vertreiben kann, ist wünschenswert; ebenso, dass die Technologie Mobilfunk-Anbieter-unabhängig ist.” „Es wird sich jenes System durchsetzen, das die Banken unterstützen und dessen Handling am problemlosesten ist – und das ist NFC”, meint Schmid.

Inklusion als gangbarer Weg

Daneben hat Google in den USA schon vor zwei Jahren die Google Wallet eingeführt. Online-Shoppern machen es Amazon, PayPal und sogar auch Twitter schon sehr, sehr leicht – die Internet-Umsätze ziehen weiter wie eine Rakete hinauf. Dass dies große Konkurrenz sein könnte, glaubt Hackel nicht, denn das Bankgeschäft ist heikel und impliziert zahlreiche aufsichtsrechtliche Erfordernisse, „es wird daher zu Kooperationen kommen”.

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