••• Von Oliver Jonke und Helga Krémer
Zinshäuser erfreuen sich, egal ob in Graz, Prag oder dazwischen gelegen, bei Investoren immer größerer Beliebtheit. Zeit für ein medianet-Interview mit Markus Arnold, CEO Arnold Immobilien, dem Top-Player am europäischen Zinshaus- und Gewerbeimmobilienmarkt.
medianet: Herzlichen Glückwunsch zur weiteren Expansion, Herr Arnold. Gerüchten zufolge soll es Richtung Norden gehen … Wo seid ihr aktuell präsent? Welche Ziele verfolgen Sie?
Markus Arnold: Wir sind neben Österreich in Deutschland, Spanien, Italien, Portugal, Tschechien, der Slowakei und Ungarn aktiv. Zielsetzung ist es, als größtes privates Investmentmakler-Unternehmen unseren Kunden europaweit attraktive Anlageimmobilien zu vermitteln. Ursprünglich sollte als nächste Niederlassung ein Standort in London folgen. Doch aufgrund des Brexits haben sich die Prioritäten verschoben und wir werden in Richtung Niederlande und Schweden expandieren. Die Vorbereitungen dazu laufen schon.
medianet: Wie läuft das Geschäft nun nach drei Jahren in Deutschland?
Arnold: Wir blicken in Deutschland mit rund 100 Mandaten zum Verkauf von Liegenschaften und mehr als 2.400 Akteuren, vorwiegend institutionelle Investoren wie z.B. Family Offices, Fonds und Projektentwickler, aber auch vermögende Privatpersonen, auf eine sehr positive Bilanz. Der sichere Immobilienhafen Deutschland ist auch für ausländische Investoren, die sich etwa Stabilität ins Portfolio kaufen wollen, ein Thema.
medianet: Zinshäuser sind ja genau Ihr ‚Ding': Welche aktuellen Trends sehen Sie zurzeit am Zinshausmarkt?
Arnold: Wir bieten – nebenbei bemerkt – auch attraktive Investments im Gewerbebereich an, die zunehmend von privaten Investoren und Stiftungen zur Diversifikation des Portfolios nachgefragt werden. Aber zurück zu Ihrer Frage, neben Wien sind zunehmend auch die Landeshauptstädte wie z.B. Graz und Linz ein Thema.
Auch Wachstumsstädte mit guter Verkehrsanbindung an Wien, wie z.B. St. Pölten oder Wiener Neustadt, sind gefragt. Alles, was innerhalb von wenigen Autostunden erreichbar ist, wird nachgefragt. Manchmal macht es für Investoren auch keinen Unterschied, ob eine Liegenschaft etwa in Innsbruck oder Prag liegt.
medianet: Wie entwickeln sich die Quadratmeterpreise in Wien, Linz, Graz? Wie in Deutschland, zum Vergleich?
Arnold: Auf allen Märkten gilt dasselbe – billiger wird’s nicht. Diese Entwicklung sehen wir europaweit und das wird sich aus unserer Sicht auch nicht so schnell ändern. Die Gründe dafür sind das niedrige Zinsniveau und die schwierige Situation auf den Kapitalmärkten. Das Thema Negativzinsen bringt noch eine zusätzliche Dynamik.
medianet: Nachhaltigkeit wird immer häufiger zum Thema bei Immobilien. Wie ist dies bei Gewerbeimmobilien in Österreich? Wie entwickelt sich das im Bereich von Wohnimmobilien, welche Herausforderungen sehen Sie hier?
Arnold: Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Gewerbeimmobilien schon richtig angekommen. Beispielsweise werden Fachmarktzentren, Logistikimmobilien, etc. schon jetzt auf die Erfüllung der diversen Nachhaltigkeitskennzahlen genau geprüft. Vielfach werden aus Gründen der Nachhaltigkeit Baugenehmigungen restriktiver erteilt, wodurch es auch zu einer Verknappung von z.B. Fachmarktzentren kommen kann.
Ähnliches sehen wir im Bereich Wohnimmobilien. Wir gehen davon aus, dass nachhaltig sanierte Zinshäuser auch stärker an Wert gewinnen werden als etwa billig ‚versanierte' Häuser.
medianet: Cross-Border-Deals nehmen an Bedeutung zu, oder? Wie funktionieren sie, für welche Zielgruppen und für welche Objekte ist das besonders interessant?
Arnold: Investoren, die höhere Renditemöglichkeiten suchen, schauen sich zunehmend auch auf unseren Auslandsmärkten um. Die Gründe dafür können z.B. die Diversifikation des Portfolios sein. Gesucht werden etwa solide Logistikimmobilien in der Slowakei, Italien oder einem anderen westlichen oder östlichen Markt und Ähnliches.
Wenn sich im Gegenzug ausländische Investoren Stabilität ins Portfolio kaufen wollen, punkten die sicheren Immobilienhäfen Österreich oder Deutschland. Speziell für institutionelle Investoren gehören Cross-Border-Deals, in welcher Form auch immer, mittlerweile zum Alltagsgeschäft. Wir schließen rund 30 Prozent Cross-Border-Deals ab und rechnen mit weiteren Steigerungen.
medianet: Wie schätzen Sie das Jahr 2022 für das Zinshaus-Geschäft ein?
Arnold: Die Nachfrage wird weiterhin dynamisch bleiben und das Angebot bei Weitem übersteigen. Wir beobachten die Marktentwicklungen mit unseren Experten aus den unterschiedlichen Bereichen sehr genau. Mit unserer Liegenschaftsbewertung, die auch zukünftige Wertsteigerungen abbildet, haben wir ein Instrument zur Verfügung, um die lohnendsten Investments für unsere Kunden auszumachen.