••• Von Christian Novacek
Die Amazon-Dominanz nimmt zu, die Konzentration im Onlinehandel steigt – unter diesem inoffiziellen Übertitel findet die EuroCis, The Leading Trade Fair for Retail Technology, vom 19. bis 21. Februar 2019 in Düsseldorf statt. Die Messe ist wachsend, sowohl in der Fläche als auch bei den Besucherzahlen, zuletzt 2018: 13.400 m² und 12.000 internationale Besucher aus über 90 Ländern.
Nachdem der aktuelle Megatrend die rasche Hinwendung des Handels zum Omnichannel-Management beinhaltet, ist der Blick auf die Tech-Messe umso spannender: Big Data, Zahlungssysteme, E-Commerce-Lösungen, Supply-Chain-Management, Mobile Solutions, Checkout Management, Digital Marketing, Robotics, Workforce Management oder Warensicherung – die EuroCis zeigt die Möglichkeiten. Und sie liefert den direkten Praxisbezug: Das EuroCisForum und auch das OmnichannelForum zeigen aktuelle Fallstudien, Innovationen und Trends.
Und: „Für die Fachbesucher gibt es auch die Möglichkeit, an Guided Innovation Tours teilzunehmen”, berichtet Elke Moebius, Director EuroShop und EuroCis. Das sei auch insofern angeraten, als viele Unternehmen „gerade dabei sind, sich zu perfektionieren”. Fraglos: Dass sich die Anforderungen im Handel zügig ändern, ist unbestritten. Die EuroCis liefert hierfür das adäquate Instrumentarium, vermittelt über 468 Aussteller aus 29 Ländern, darunter die Top-Player der Branche wie z.B. Bizerba, Digi, Epson, GK Software, Glory Global Solutions, Gunnebo, ITAB, Mettler Toledo, Microsoft, NCR, Partner Tech, Pricer, SAP, SES Imagotag, Shopguard, Toshiba Global Commerce, Wanzl, Diebold Nixdorf, Xovis oder Zebra Technologies.
Boom bremst sich ein
Inwieweit nun der Onlinehandel den stationären obsolet macht oder gar fördert – das erklärt Ulrich Spaan, Leiter des EHI-Instituts in Köln, das eng mit der EuroCis kooperiert. „Der Onlinehandel ist die letzten Jahre immer zweistellig gewachsen, nun ist das Wachstum in Deutschland erstmals einstellig”, sagt Spaan unter Verweis auf die aktuelle 9,7%ige Steigerungsrate. Seine Conclusio: Die positive Entwicklung – derzeit hält der Digital Retail rund 10% vom gesamten Handelsvolumen – wird weitergehen, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so dynamisch.
Was sozusagen als Beruhigungspille für die Freunde des stationären Geschäfts herhalten mag, ist der Umstand, dass auch die großen Onlineplayer eine stationäre Strategie haben – oder sie gerade entwickeln. Wenig bekannt ist beispielsweise, dass längst auch der Lebensmittel-Diskonter Lidl zu den Großen im Onlinebusiness Deutschlands gehört, allerdings ausschließlich mit Non Food-Artikeln.
Das große Fragezeichen im Handel lautet auf Amazon. Der Branchenriese investiert mittlerweile zügig ins stationäre Filialnetz, will Amazon Go in Europa ausbauen und gibt sich mittels Bookstores konsumentennah. „Das große Ziel von Amazon ist dabei immer, möglichst viele Konsumenten zu Amazon Prime-Kunden zu machen”, berichtet Spaan.
Die App macht alles leichter
Technisch betrachtet, ist der stationäre Trend aufgelegt: Was Amazon macht, werden bald viele, wenn nicht alle, machen; sprich: Die Filialen sind pure Selbstbedienungsläden, das einzige Personal stellt die Security und bezahlt wird mittels App.
Das ist nicht nur bei Amazon Go gelebte Zukunft, das System wird in China bereits eifrig kopiert – und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. „In zehn Jahren finden sie diese Geschäfte auch bei uns”, ist Spaan überzeugt und belegt es mittels Umfrage, derzufolge 2/3 der befragten Unternehmen ebenfalls der Meinung sind, dass der Store, in dem ausschließlich via App bezahlt wird, kommen wird.
Was indes neu sein kann: Die Daten, die der jeweilige Konsument online gedroppt hat, könnten verstärkt im stationären Geschäft genutzt werden – mittels personalisierter Angebote.