••• Von Nicole Sziesz
WIEN. Das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem Einkaufsalltag nicht mehr wegzudenken. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie wichtig sind die Themen Bio, Umweltschutz, Fair Trade, etc. den Österreichern wirklich? Wie schätzen Handel und Markenartikler die Relevanz dieser Trends ein? Mit genau dieser Thematik setzte sich Marketagent.com in Kooperation mit dem Fachmagazin Produkt im Zuge einer Studie auseinander. Unter Berücksichtigung der beteiligten Peer-Groups wurde versucht, die wahre Bedeutung von Nachhaltigkeit im FMCG-Bereich zu ergründen.
Marketagent.com stellte vergangenen Mittwoch bei einer Studienpräsentation die Ergebnisse der Erhebung vor. Näher betrachtet wurden gesamt acht Konzepte mit einem 360 Grad- Ansatz, sprich sowohl 1.000 Konsumenten als auch 200 Entscheidungsträger aus der Markenartikelindustrie und dem Handel wurden hierzu befragt. Das Ergebnis ist durchwachsen. In vielen Bereichen klaffen die Wahrnehmungen stark auseinander.
Nicht nur Bio ist relevant
„Das Klavier hat mehrere Tasten. Nachhaltigkeit besteht nicht mehr nur aus Bio und Fairtrade”, eröffnet Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com, die Präsentation. Was ist damit gemeint? Bio ist doch gut, oder nicht? Natürlich haben die Themen Bio und Fairtrade nach wie vor einen hohen Rang; betrachtet man die Studie aber genauer, wird klar, dass hierbei die größten Unterschiede in der Wahrnehmung von Konsumenten und Handel festzustellen sind. Die Erhebung zeigt, dass der Handel in den meisten Fällen davon ausgeht, dass die Themen Bio und Regionalität bei den Konsumenten ganz vorn auf der Wichtigkeitsskala liegen. Dabei gewinnen die Kategorien Tierwohl, fragwürdige Produktionsabläufe und fragwürdige Inhaltsstoffe immer mehr Bedeutung. Die Industrie unterschätze demnach, wie viel Wert auf das Wohl der Tiere gelegt wird und überschätze gleichzeitig die Bedeutung von Bioprodukten. Diese Kluft sei laut Brigitte Drabek, Geschäftsführerin und Chefredakteurin von Produkt, der nicht ausreichenden Kommunikation des Handels gegenüber den Konsumenten geschuldet. Man müsse hier ansetzen und den Österreichern nahebringen, welche Bedeutung Bio habe und wo die Unterschiede zu normalen Produkten liegen.
Was es uns wert ist
Ein großes Problem sei hierbei, dass viele Markenartikler davon ausgehen, das Thema Bio an sich sei so relevant, dass Konsumenten sich aktiv damit auseinandersetzen würden, führt Drabek weiter aus. Die Befragungen zeigen allerdings, dass die Käufer vor allem dann zu Bioprodukten greifen, wenn diese deutlich auf der Verpackung gekennzeichnet sind und sie somit nicht viel Recherche betreiben müssen.
Die Studie setzt sich auch damit auseinander, wie viel die Österreicher prinzipiell bereit wären, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Das Interesse an diesen Themen und die damit einhergehende Bereitschaft, zu zahlen, vor allem in den Bereichen Tierwohl, Produktionsweisen und Regionalität, ist prinzipiell gegeben. Hierbei zeigt die Umfrage auch, dass vor allem jüngere Personen (14–19) bereit sind, tiefer in die Taschen zu greifen. Insgesamt liegt der Schnitt bei 10,9%, die die Konsumenten bereit wären, mehr zu zahlen. Allerdings lässt sich auch in dieser Kategorie wieder ein deutlicher Unterschied der Wahrnehmungen in Sachen Bio-Produkte feststellen: Während der Handel davon ausgeht, dass 53,5% bereit wären, hierfür mehr zu zahlen, sagen von den 1.000 Befragten nur 21,6%, dass sie für Bio mehr Geld auf den Tresen legen würden.
Ein Blick in die Zukunft
Vielversprechend sind nach wie vor die Themen Verpackung und Recycling. So wünschen sich 78,3% der befragten Konsumenten hier ein verstärktes Augenmerk. Diese Trends lassen sich im Handel schon erkennen, es gehe immer mehr weg von Plastik, und vor allem in der Getränkeverpackungsindustrie erkenne man eine Tendenz zurück zu Glasflaschen oder recyclebarem Plastik, betont Drabek. Die Idee vom verpackungsfreien Einkaufen kommt bei den Österreichern mit 72,2% Zustimmung ebenfalls gut an, der Handel sieht hier allerdings noch nicht so viel Potenzial.