••• Von Paul Christian Jezek
RETZ/CARNUNTUM. Spannende Einblicke in die gelebten Traditionen rund um den Wein stehen beim Weinherbst noch bis Anfang Dezember im Mittelpunkt. „Diese Kombination von Wein, Landschaft, Lebensfreude und Genuss ist die größte weintouristische Initiative Europas und in ihrer Art einzigartig”, sagt Niederösterreichs Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav.
Seit Jahrhunderten prägt der Weinbau das Gebiet, wie die steilen, auf Urgestein errichteten Weingartenterrassen in der Wachau, die in den Löss gegrabenen Weinhänge im Kremstal und am Wagram, die lang gestreckten Weinberge im Weinviertel oder die endlosen Rebzeilen auf ebenem Grund in der Thermenregion. Angebote, den Weinherbst aktiv zu erleben, gibt es viele: eine Wanderung mit dem Winzer durch die Weingärten, bei der Weinlese mithelfen oder sich ein Rad mieten und damit von Kellergasse zu Kellergasse rollen.
Rund 100 Weinstraßen-Gemeinden laden zu einem bunten Festreigen ein, bei dem Wein, die Landschaft und Genuss im Mittelpunkt stehen.
Weinstraßen-Streifzüge
Entlang der Weinstraße Weinviertel West punktet Retz vor allem mit seinem 20 km langen Erlebniskeller, der Besucher auf die Spuren des Traubensafts führt, und dem jährlichen Lesefest, bei dem der Wein direkt aus dem Stadtbrunnen fließt.
Auf den 130 km der Weinstraße Weinviertel West erkundet man u.a. auch die längste Kellergasse in Hadres und das schöne Pulkautal mit seinen wildverwachsenen Weinrieden.
Auf weiteren 120 km schlängelt sich die Weinstraße durchs südliche Weinviertel zwischen Donau und March vorbei an grünen Rieden und idyllischen Kellergassen. Vom Manhartsberg im Westen bis zu den Marchauen im Osten reicht diese Weinregion bis zur Wiener Stadtgrenze und begeistert mit regionstypischen Heurigen und natürlich ausgezeichneten Weinen – allen voran der pfeffrige Weinviertel DAC, ein würziger Grüner Veltliner, der die Geschmacksknospen tanzen lässt.
Südlich der Bundeshauptstadt erstreckt sich die Weinstraße Thermenregion Wienerwald bis in die Region südlich von Baden. Hier gibt es 2.332 ha Rebflächen, die von etwa 1.300 Winzern bewirtschaftet werden. Hausrecht beanspruchen die gebietstypischen und sonst kaum zu findenden weißen Rebsorten Zierfandler (Spätrot) und Rotgipfler, die auch die legendäre Wein-Ehe Spätrot-Rotgipfler Cuvée eingehen. Hier trinkt man vorzüglichen Blauen Portugieser, ehemals als Vöslauer bekannt, oder Neuburger, genauso wie moderne Weine, von Burgunder bis Merlot. Weinherz der Region ist Gumpoldskirchen, wo zahlreiche Heurigen und Ab-Hof-Verkäufe auf Weinliebhaber warten.
Die Freuden des Bacchus
Auf den Spuren der Römer wandert man im Weinbaugebiet Carnuntum, das nach einer Ansiedlung in der gleichnamigen Römerstadt benannt wurde. Die 910 ha große Weinfläche zwischen Wien und Bratislava ist vor allem für ihre kraftvollen, reifen Rotweine bekannt.
Dieser „Aufsteiger” unter den Weinbaugebieten punktet mit Blauem Zweigelt und Blaufränkisch-Weinen, dicht gefolgt von Cabernet Sauvignon und Merlot. Auch kräftige Weißweine, wie den Grünen Veltliner, Burgundersorten und den Gemischten Satz, trifft man hier.
Im Traisental wiederum wurde bereits in der Bronzezeit Wein kultiviert, was durch archäologische Funde bestätigt wird. Ein offizielles Weinbaugebiet ist das Traisental allerdings erst seit 1995 – und mit knapp 790 ha ist es auch das kleinste Niederösterreichs. Grüner Veltliner und Riesling sind die Traisental DAC-Rebsorten, neben ihnen gedeihen auch Chardonnay, Weißburgunder und Rivaner sowie rote Rebsorten wie Zweigelt und Pinot Noir vorzüglich in den Terrassenweingärten.
www.niederoesterreich.at/weinherbst