••• Von Paul Christian Jezek
Die Disziplin „Fremdenverkehr” liegt den Österreichern eben deutlich besser als beispielsweise Olympische Sommerspiele:
„Angesichts der eher mäßigen konjunkturellen Erholung im Euro-Raum entwickelte sich der heimische Tourismus überraschend außergewöhnlich günstig”, konstatiert der „Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015”. Die realen Tourismusexporte stiegen mit 4,2% (nominell +6,0%) sehr kräftig an und zählen damit zu den absoluten Wachstumsstützen unserer Wirtschaft.
Die hohe Wachstumsrate der realen Tourismusexporte 2015 lag deutlich über dem Stagnationstrend seit dem Jahr 2000 und zeigt den seither höchsten Wert.
Weiter klarer Positiv-Trend
Im ersten Halbjahr verzeichnete der heimische Tourismus neue Höchstwerte bei Ankünften und Nächtigungen, und auch der Start in die Sommersaison ist bestens geglückt: Laut Statistik Austria gab es ein Plus von 4,2% auf insgesamt 70,8 Mio. Nächtigungen.
Einerseits bietet Österreich ein vielfältiges Angebot, das durch die Investitionen der Betriebe laufend erweitert wird. Andererseits zeigt sich auch die Tendenz, dass in Krisenzeiten der Reiseradius enger wird. Denn besonders stark punktet Österreich bei deutschen Gästen, die wieder öfter nach Österreich kommen – ihre sechs Mio. Nächtigungen in der Sommer-Vorsaison entsprechen einem Plus von 2%.
Ebenfalls Zuwächse verzeichneten zuletzt die Nächtigungen aus wichtigen Herkunftsländern wie der Schweiz (+1,2%) und dem Vereinigten Königreich +1%). Damit können in der Gesamtbilanz auch die Rückgänge aus anderen Ländern wie den Niederlanden, Italien oder Russland wettgemacht werden. Hohe Zuwachsraten – bei allerdings niedrigen Gesamtzahlen – gibt es bei Gästen aus der Türkei, Indien und Tschechien.
Die Hauptstadt zeigt es vor
Besonders spektakulär ist der Tourismus-Boom in der Bundeshauptstadt: Wien konnte im Juli im Vergleich zum Vorjahr ein Nächtigungs-Plus von 4,1% verzeichnen und mit fast 1,5 Mio. Nächtigungen den bisherigen Bestwert übertreffen. Von Jänner bis Juli ergibt dies 8.139.000 Nächtigungen und einen Zuwachs von 4,8%.
Der Umsatz des ersten Halbjahrs hat um 2,8% zugelegt und beläuft sich nun auf 327,4 Mio. €. Damit liegt Wien inzwischen deutlich über dem Ergebnis des Rekordjahrs 2015 und liegt voll „auf Kurs”, nämlich bis 2020 pro Jahr 20 Mio. Gästenächtigungen zu verbuchen.
Der Nächtigungszuwachs im Juli kam allen Kategorien der Wiener Hotellerie mit Ausnahme der 5-Sterne-Häuser zugute. Die durchschnittliche Bettenauslastung erhöhte sich auf 67,5% (7/2015: 64,2%), die Zimmerauslastung auf rund 86% (7/2015: rund 81%). Dabei hat sich die Wiener Hotelkapazität vom vorjährigen auf den heurigen Juli um 400 Betten auf 64.500 (–0,7%) verringert.
Doppelte Investitionen
Als wesentlicher Faktor, damit die Tourismusbetriebe wettbewerbsfähig bleiben, gilt die Investitionsbereitschaft, die mit (geförderten) Krediten stark gepusht werden kann.
Allein im Juli wurden von der ERP-Fachkommission für den Tourismus drei Dutzend Kredite über mehr als 63 Mio. € freigegeben. Damit stieg das vergebene Kreditvolumen heuer bereits auf den Spitzenwert von rund 100 Mio. €, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das damit ausgelöste Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 178 Mio. €. Mit den geförderten Krediten werden z.B. Gästezimmer sowie Wellness-Einrichtungen modernisiert und erweitert, die Hotelinfrastruktur optimiert sowie zusätzliche Personalzimmer errichtet.
Eine positive Entwicklung gibt es auch bei der Nachfrage nach Garantien: Das von Jänner bis Mai angesuchte Volumen hat sich im Vergleich zu 2015 um 26% auf 25,61 Mio. € erhöht. (Auch) Von historischem Interesse ist dabei die Herkunft dieser Gelder: Das ERP-Kreditvolumen wird aus den Rückflüssen eines Sondertopfs vergeben, der Österreich im Rahmen des Marshall-Plans zur Verfügung gestellt wurde. Der Vorteil für die Unternehmen liegt in der Langfristigkeit der Finanzierung sowie in niedrigen und stabilen Zinsen.
Ein Blick in den Westen
Wofür die Millioneninvestitionen gebraucht werden, kann man exemplarisch am Beispiel Vorarlberg erkennen. So bringen mit Blick auf die kommende(n) Wintersaison(en) derzeit drei Skigebiete insgesamt knapp 90 Mio. € auf. Auf 45 Mio. € beläuft sich allein der Investitionsaufwand der Seilbahnbetriebe am Arlberg. Das Herzstück – die neue Flexenbahn mit 47 Kabinen – verbindet Zürs mit Stuben/Alpe Rauz. Das macht die Wintersportregion zum größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs; damit können die Gäste ab dem Winter 2016/17 statt wie bisher mit dem Bus per Lift zwischen Vorarlberg und Tirol pendeln und 305 Pistenkilometer sowie 87 Bahnen nutzen.
Im Skigebiet Nova der Silvretta Montafon ersetzt eine neue 8er-Sesselbahn zwei Lifte, insgesamt 13,7 Mio. € werden hier investiert. Die neue Bahn bringt die Skigäste rascher von St. Gallenkirch auf die Pisten. Und das Skigebiet Ifen im Kleinwalsertal bringt bis zur Wintersaison 2017/2018 rund 30 Mio. € auf: Die Olympiabahn wird den Schlepplift zwischen Bergstation und Ifenhütte ersetzen, die Beschneiungsanlage wird ausgebaut.
Auch Vorarlbergs Gastgeber investieren kräftig. „Dabei legen sie viel Wert auf die Zusammenarbeit mit regionalen Handwerksbetrieben und handeln ganz im Sinne der Tourismusstrategie”, erklärt Fremdenverkehrsdirektor Schützinger.
Für komfortablere Urlaubsaufenthalte sorgen zahlreiche Betriebe im Bregenzerwald. „Schtubat” heißt etwa ein neues Urlaubsdomizil in Andelsbuch. Im CO2-neutralen Haus können Gäste es sich in von Bregenzerwälder Handwerkern gefertigten Appartements und Zimmern gemütlich machen.
Sechs neue Zimmer und Suiten sowie eine Ferienwohnung hat der Tannahof in Au nach den Plänen des Vorarlberger Architekten Helmut Dietrich gestaltet.
Hochwertige Ferienwohnungen haben auch das Ferienloft in Schwarzenberg, der Ferienhof Felder in Bezau und das Haus Bergzeit in Warth-Schröcken errichtet. Ebenfalls in Schröcken eröffnet zum Start der Wintersaison das Chaletdorf Aadla mit sieben Häusern: Die jeweils zwei oder drei Schlafzimmer sind mit viel Holz und Naturstein behaglich eingerichtet.
Neue, frische Ideen
Die anderen Bundesländer stehen dem Ländle nicht nach. Mit einem eigenen Tourismus-Sonderimpulsprogramm hat das Wirtschafts- und Tourismusressort des Landes Salzburg ein umfassendes Förderpaket für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft in 24 Gemeinden z.B. im Seenland oder im Pinzgau bereitgestellt.
Viel investiert wird aktuell auch im Gasteinertal, wo demnächst eine Ski-Weltcup-Piste „rennfertig” werden soll. Im Aufwind ist dabei vor allem Bad Hofgastein, wo Hoteliers wie Christoph Weiermayer innovative Konzepte wie „Premium Vital Gastein” und damit moderne Gesundheitsvorsorge realisieren.
„Sein” traditionsreiches Impuls Hotel Tirol mit der größten privaten Thermenanlage in Gastein hat Weiermayer als „modernes, weltoffenes Gesundheitshotel mit künstlerischer Ausrichtung” positioniert – von ganzheitsmedizinischer Betreuung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin über eine kompetente Führung durch einen sanften Entschlackungsprozess, verschiedene Massagen und Wohlfühlbehandlungen bis hin zu einfühlsamen Yoga-Begleitungen und dem lustvollen Kreativcoaching im hauseigenen Atelier. Auf Wunsch steht Gästen auch ein persönlicher Gesundheitscoach zur Seite.