Konkurrenzdruck kappt Rentabilität
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DESTINATION sabine bretschneider 07.04.2017

Konkurrenzdruck kappt Rentabilität

Reisebüros und Reiseveranstalter konnten 2016 vom Reisenachfragewachstum nicht profitieren.

Die hohe Reisebürodichte am heimischen Markt ist ein Indikator für die starke Konkurrenz in der Branche, die, verstärkt durch die Anbieter aus anderen Branchen (beispielsweise dem Lebensmittelhandel), Preise und Rentabilität unter Druck setzt. Ein Reisebüro versorgt hierzulande durchschnittlich 3.200 Einwohner, in Deutschland sind es rund 8.000. 1.600 Unternehmen machen hierzulande mit 11.400 Beschäftigten 4,9 Mrd. € Umsatz. Dieser Umsatz verteilte sich 2015 zu knapp 40% auf den Bereich Touristik und Pauschal­reisen, weitere 40% auf den Verkauf von Linienflügen und Busreisen und der Rest auf den Incoming- und Kongresstourismus und den Verkauf sonstiger spezialisierter Reiseveranstaltungen.

Niedrige Bruttobetriebsrate

Mit der Zahl der Reisevertriebsstellen stieg der Konkurrenzdruck, worunter die Rentabilität der Unternehmen gelitten hat; die Bruttobetriebsrate liegt mit 3% weit unter den Ergebnissen europäischer Vergleichsländer.

Die Österreicher zählen zu den reisefreudigsten Europäern. Während sich aber die Zahl der Reisenden seit Jahren kaum verändert, wurden immer mehr Reisen unternommen; in den letzten zehn Jahren stieg die Gesamtzahl an Reisen um 26%, davon die Zahl der Kurzurlaube unter vier Übernachtungen um 49%.
Auch die Nach­frage nach Inlandsurlauben legte überdurchschnittlich stark zu und bremste die Nachfrage nach ­Reisebürodienstleistungen.

Marktanteile verloren

Die Reisevermittler haben 2016 weiter Marktanteile verloren: Noch 2012 organisierten sie 28% der Urlaubsreisen der Öster­reicher, in den ersten drei Quartalen 2016 nur mehr 25,7%. Allerdings werden die Reisebüros und -veranstalter vom anhaltenden Trend zu Fern­reisen profitieren, der aufgrund der günstigen Flugpreise nicht abbricht. In Summe sollte 2017 also wieder ein Umsatzplus möglich sein.

Die Branche insgesamt ist ertragsschwächer als der Tourismussektor insgesamt beziehungsweise als andere Wirtschaftsdienste. Damit hat sich der wirtschaftliche Spielraum der Reisebüros und Reiseveranstalter verengt. Als Reaktion darauf ist die Zahl der Unternehmenszusammenschlüsse im Reisemarkt gestiegen, vor allem im Reiseveranstaltermarkt.
Fast drei Viertel der 1.600 Unternehmen der Branche verbuchen weniger als eine Mio. € Umsatz und in Summe nur knapp fünf Prozent vom gesamten Branchenumsatz und rund sechs Prozent der Branchenwertschöpfung.
Hingegen lukrieren die 19 größten Firmen mit jeweils über 50 Mio. € Umsatz 50% vom Branchenumsatz. Die Unternehmenskonzentration im Veranstaltermarkt ist wahrscheinlich noch deutlich höher als die Ergebnisse der Strukturerhebungen für die gesamte Branche vermuten lassen, schreiben die Analysten der Bank Austria: Gemessen an den veröffentlichten Konzernumsätzen erzielen nur die drei größten Reiseunternehmen in Österreich – Verkehrsbüro, TUI Österreich und die „Reisewelt” – fast ein Drittel vom Branchenumsatz. Der Anteil der Top 3 ist in den letzten Jahren mit der Abkühlung der Pauschalreisenachfrage leicht gesunken; 2012 haben sie noch 35% zum Gesamtumsatz der Branche beigetragen. (sb)

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