Mit gutem Gewissen
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Zukunftsfrage Mit Nachhaltigen Investments kann nicht nur guten Gewissens Rendite gemacht werden – man kann mit ihnen die Zukunft verbessern.
DOSSIERS Redaktion 27.11.2020

Mit gutem Gewissen

Nachhaltige Geldanlage liegt voll im Trend – hat aber viele Namen. Wie sie alle heißen, welche Unterscheidungsmerkmale sie haben und worauf es ankommt.

NACHHALTIGKEIT. Für Geldanlagen gibt es unterschiedlichste Anlageformen und unterschiedlichste Herangehensweisen. Und dann gibt es noch die mit dem guten Gewissen: Die Nachhaltige Geldanlage, basierend auf ökologischen, ethischen und/oder sozialen Aspekten. Gar viele Bezeichnungen fallen darunter: Grünes Geld, Green Money, Social Investment, Ethisches Investment, Ethische Geldanlage, Sustainable Investments, Social Responsible Investment, Sustainable and Responsible Investment.

„Nachhaltige Geldanlage” ist also die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortliches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlageprozesse, die in ihre Finanzanalyse den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen. Es beinhaltet auch eine explizite, schriftlich formulierte Anlagepolitik zur Nutzung von ESG-Kriterien.

Keine Qual der Wahl

Grundsätzlich unterscheidet das FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen folgende Anlageprozesse:
• Ausschlusskriterien: Unternehmen oder Staaten werden vom Investmentuniversum ausgeschlossen, weil sie z.B. bestimmte problematische Produkte herstellen, bestimmte soziale, ökologische und governancebezogene Kriterien nicht erfüllen oder der Wertvorstellung eines Investors nicht entsprechen.
• Best-in-Class-Ansatz: Evaluiert werden Unternehmen oder Schuldner, die bezüglich ESG-Kriterien besonders ­führend sind.
• Engagement: Ein langfristiger Dialog von Investoren und Unternehmen mit dem Ziel, die Unternehmensführung für die Berücksichtigung von sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien zu gewinnen.
• Impact Investments: Invest­ments in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit dem Ziel, neben dem finanziellen Ertrag auch sozial und ökologisch zu wirken. Etwa Mikrofinanz, Community Investing, Social Business/Entrepreneurship Fonds und französische fonds solidaires.
• Integration: Soziale, ethische und ökologische sowie Corporate Governance-Risiken werden explizit in die traditionelle Finanzanalyse miteinbezogen. ESG-Faktoren werden neben finanziellen Faktoren explizit in die Mainstream-Analyse von Investments einbezogen.
• Themenfonds: Themenspezifische Fonds müssen eine ausdrückliche nachhaltige Motivation nachweisen und dabei ESG-Faktoren in die Ausgestaltung des Fonds einbeziehen. Gängige Branchen für Themenfonds: Grüne Immobilien, Erneuerbare Energien/Energieeffizienz, Nachhaltige Rohstoffe, Mikrofinanzierung, Investitionen in soziale Projekte, Kultur, Bildung.
• Normbasiertes Screening: Überprüfung von Investments nach ihrer Konformität mit bestimmten internationalen Standards und Normen, z.B. dem Global Compact, den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen oder den ILO-Kernarbeitsnormen.
• Stimmrechtsausübung: Die Ausübung von Aktionsrechten auf Hauptversammlungen, um die Unternehmenspolitik bezüglich ESG-Kriterien zu beeinflussen.

Anlagetrend Nachhaltigkeit

Dass Nachhaltigkeit im Anlageverhalten im Trend liegt, zeigen die Kernergebnisse des FNG-Marktberichts 2020. Privatanleger in Österreich haben ihre Investments in Nachhaltige Geldanlagen in 2019 von 3,8 Mrd. Euro auf rund 6,75 Mrd. Euro gesteigert und tragen damit zu knapp 36% zum Gesamtwachstum Nachhaltiger Geldanlagen bei. Insgesamt wurden Ende 2019 30,1 Mrd. Euro in Anlageprodukte investiert, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien explizit in den Anlagebedingungen festschreiben. Das sind rund 38% mehr als im Vorjahr.

Berücksichtigt man außerdem die Kapitalanlagen, für die Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, ergibt sich per Ende 2019 eine Gesamtsumme von rund 107 Mrd. Euro für die verantwortlichen Investments in Österreich.

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