„Zusammenhalt führt zur Einigkeit”
© Hel-Wacht
DOSSIERS Redaktion 02.12.2022

„Zusammenhalt führt zur Einigkeit”

Hel-Wacht-Eigentümerin Margarete Landertshammer spricht über ihr Unternehmen, in dem Frauen eine besondere Rolle spiel(t)en.

Margarete Landertshammer kam im Jahr 1987 unverhofft, wie schon ihre Mutter zuvor, zur Geschäftsführung. Dabei hat im Jahr 1899 alles noch ganz anders angefangen.


medianet:
Das Unternehmen Hel-Wacht besteht seit 1899, damals war das Aufgabenfeld noch anders.
Margarete Landertshammer: Ich kenne die Geschichte größtenteils nur von den Eltern. Mein Urgroßvater hatte in Floridsdorf eine Schlosserei. Er hatte also ein Unternehmen, jedoch zwei Söhne. So übergab er dem zweiten Sohn eine Maria-Theresien-Konzession, mit der er jedes Gewerbe ausüben konnte. Er entschied sich für eine Detektei. Das war der erste Schritt.

medianet:
Dann kam im in den 30er-Jahren der Wechsel zum Objektschutz und Ihre Mutter führte dann während des Zweiten Weltkriegs die ­Geschäfte.
Landertshammer: Sie hat den Betrieb durch den Krieg und die Zeit danach geführt. 1955 hat sie unseren Vater geheiratet. Er übernahm das Geschäft, sie zog sich ins Privatleben zurück.

medianet:
Sie haben als 19-Jährige im Unternehmen angefangen?
Landertshammer: Ich kam frisch von der Matura, habe zwei Semester auf der WU studiert, aber ich saß auf der Uni und wollte ins Geschäft, dann war ich dort und konnte mich kaum auf die Seminare vorbereiten. Also habe ich mich entschieden, das Studium an den Nagel zu hängen.

medianet: In dem Jahr verstarb Ihr Vater und es war Zeit, Verantwortung zu übernehmen.
Landertshammer: Meine Mutter hatte zunächst an meinen Bruder gedacht. Damals war es nun einmal so, dass man bei Security-Firmen Männer vorgesehen hat. Sie hat gar nicht an ihr eigenes Beispiel gedacht, schließlich führte sie in der schwierigsten Zeit des 20. Jahrhunderts selber das Unternehmen. Wir haben es dann zu zweit gemacht und es ist uns gelungen, wie man sieht. 1987 hat sie meinen Bruder und mich in ihr Büro gerufen und gemeint: Ich sehe, dass ihr ein gutes Team seid – wollt ihr gemeinsam weitermachen? Wir haben uns angesehen, gelacht und Ja gesagt.

medianet:
Von den 30ern bis in die 80er hat sich die Branche nicht stark verändert, dann kamen die ersten Computer und seitdem ist quasi alles anders. Wie hat sich die Branche entwickelt?

Landertshammer: Es gab zunächst zwei Kategorien: Stand­posten und Revierstreifen. Seit den 80er-Jahren spezialisiert sich alles immer mehr. Wir haben diese beiden Felder ausgebaut, aber dazu noch Servicedienste, den Gerichtskontrolldienst für die Zusatzkontrolle in den Wiener Gerichtsgebäuden und Doormen. Wie Sie sehen, haben sich die Arbeitsbilder der ­Branche immer mehr erweitert.

medianet:
Und das alles fing an, als Sie als junge Frau in dieser Branche starteten. Erzählen Sie uns darüber!
Landertshammer: Jung und Frau war in dieser Branche nicht vorhanden. Es war hart, aber man boxt sich durch. Worauf ich mittlerweile besonders stolz bin, ist, dass ich nicht glaube, dass es in ganz Europa eine Frau gibt, die 45 Jahre in unserer Branche als Führungskraft arbeitet.

medianet:
Dass Hel-Wacht ein Traditions- und Familienunternehmen ist, hat es aber wohl vereinfacht.
Landertshammer: Ich wollte eigentlich nie hier einsteigen, wollte Architektur studieren. Meine Familie ist aber ein wichtiger Anker und ich bin reingewachsen, bin dabei geblieben.

medianet:
Familienunternehmen – geht das bei Ihnen über die Familie hinaus, bis hin zu den Angestellten?
Landertshammer: Zusammenhalt führt zur Einigkeit. Unsere Mitarbeiter stellen ihre Arbeitskraft Tag für Tag, das ganze Jahr in den Dienst unserer Kunden – da muss das Rundherum passen. Wenn das nicht klappt, hat man unzufriedene Mitarbeiter und Kunden. Es funktioniert super.

medianet:
Jetzt gibt es den neuen Standort, alles aus einer Hand, wieder zurück in Floridsdorf. Wie lange haben Sie geplant?
Landertshammer: Bereits vor der Pandemie haben wir darüber nachgedacht, nun kehren wir in den Bezirk zurück, wo wir herkommen. Während des Zweiten Weltkriegs waren wir im Augarten, zuletzt geteilt: in der Burggasse und hier heraußen. Jetzt sind wir in diesem schönen, modernen Objekt, wo alles an einem Ort ist.

medianet:
Zwischen Planung und Eröffnung gab es nun die Coronakrise, die Sie gemeistert haben.
Landertshammer: Unsere Dienstleistung ist essenziell. Man braucht uns. Allerdings mussten wir eine Vielzahl von Objekten umbesetzen, weil die Geschäfte zum Teil geschlossen waren. Dann haben uns Personalausfälle zu schaffen gemacht. Nach einem verunsicherten Start haben wir mit der Pandemie bestens umzugehen gelernt und dank Zusatz­bestellungen sind wir gut über die Runden gekommen.

medianet:
Sie sind vorbereitet – auch auf eine nachhaltige Zukunft?
Landertshammer: Wir sparen 3.000 Liter Sprit pro Monat, dank Elektromobilität. Dieses Gebäude ist mit vielen Photovoltaik-Modulen ausgestattet, wir haben eine Luft/Wasser-Wärmepumpe und verfügen über eine unterbrechungslose Stromversorgung (USV) und so weiter. Diese Investitionen in die Zukunft führen letztlich auch zu Arbeitsplatzsicherheit. Wir können guten Gewissens an die nächste Generation übergeben. So wie ich, vom Berufseinstieg bis zur Pensionierung bei einer Firma zu bleiben, das gibt es ja oft nicht mehr. Unsere Mitarbeiter und die nächste Generation sollen mit den geschaffenen Vorkehrungen in der neuen Arbeitswelt gut zurechtkommen.

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