Bankenkrach 2.0
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Volle Breitseite: Die Credit Suisse versank nach 167 Jahren im Zuge einer Notübernahme im Hafen der UBS.
FINANCENET Redaktion 31.03.2023

Bankenkrach 2.0

Die Welt schrammte letztes Wochenende nur haarscharf an einer Finanzkatastrophe wie zuletzt 2008 vorbei.

NEW YORK/ZÜRICH/WIEN. Vielen sitzt die große Bankenkrise des Jahres 2008 noch im Nacken. Damals gingen, ausgelöst durch die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers und verstärkt durch eine immense Anzahl von Ramschkrediten, die an renditegeile Anleger verklopft worden waren, Banken weltweit in die Knie. Nur das beherzte Eingreifen der Staaten und Zentralbanken konnten ein weiteres Ausufern des globalen Flächenbrandes verhindern.

Diesmal begann das Übel mit der Pleite einer scheinbar unbedeutenden Bank in Kalifonien: Das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank wurde unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln. Schon Anfang März hatte die Abwicklung des auf die Krypto­branche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital für Unruhe gesorgt.

Krise schwappte nach Europa

Der Sturm wurde zum „Perfect Storm”, als die Schockwellen in Europa auf die Schweizer Credit Suisse trafen: Die zweitgrößte Bank des Nachbarn Schweiz und eine der 30 systemrelevanten Institute der Erde war schon vorher immer wieder negativ aufgefallen. Experten sprechen sogar von einem Versagen der Schweizer Bankenaufsicht.

Gerettet bei Nacht & Nebel

In einer Nacht- und Nebelaktion und heftigen Sitzungen wurde das Institut, ausgestattet mit fetten Garantien der Eidgenossen, von der Schweizer Nummer Eins, der UBS, für drei Milliarden Schweizer Franken übernommen.

Das hat die Märkte aber nicht vor Turbulenzen am Montag bewahrt: Quer durch Europa gab es bis Freitag deutliche Abschläge, besonders turbulent wurde es für die Deutsche Bank, deren Aktien zwischendurch fast um 15% fielen, ehe sie sich wieder leicht erholten. Analysten und die Politik sowie EZB-Chefin Christine Lagarde betonten gebetsmühlenartig die Widerstandsfähigkeit der europäischen Banken, doch das Vertrauen in die Finanzmärkte ist derzeit gering. Investoren sehen die Rentabilitätsaussichten der Banken auch aufgrund steigender Finanzierungskosten gefährdet. Mit weiteren unruhigen Tagen ist zu rechnen. (rk)

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