Die Angst der Anleger vor dem Investment
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FINANCENET Redaktion 02.11.2018

Die Angst der Anleger vor dem Investment

Studie zeigt: Nicht immer wird Geld dort angelegt, wo man’s eigentlich wünscht – Sicherheit geht vor Rendite.

••• Von Reinhard Krémer

Die Österreicher haben Interesse an ertragreichen Veranlagungen wie Investmentfonds, Aktien und andere Wertpapiere. – Die schlechte Nachricht: Der Wunsch bleibt oft bloß Vater des Gedankens – nur rund zwei Drittel setzen den Wunsch auch in die Realität um. Diese Ergebnisse zeitigt eine aktuelle Umfrage der UniCredit Bank Austria zum Anlageverhalten der Öster­reicher.

Ungeliebtes Risiko

Die Umfrage hat vier wesentliche Anlegertypen herauskristallisiert und zeigt eine nach wie vor weitverbreitete Schwellenangst bei Anlageformen, die attraktive Renditechancen bei einem gewissen Risiko versprechen.

Auf Basis eines hohen Sicherheitsbedürfnisses setzen weiterhin 60% der Befragten in Österreich auf traditionelle Spareinlagen, obwohl lediglich 42% nach wie vor tatsächlich Interesse an dieser Anlagevariante zeigen. Also es sparen um 44% der Befragten mehr, als sich dafür tatsächlich interessieren.
So finden zwar 45% der Befragten, dass Immobilieninvestments interessant und sinnvoll sind, aber nur 22% können ihr Geld auch tatsächlich in Betongold anlegen – also satte 49% weniger, als eigentlich Interesse zeigen. 24% ziehen Wertpapierveranlagungen in Betracht, aber lediglich 16% handeln auch danach. Ergibt eine Differenz von stattlichen 33%. Die Umfrage ortet für dieses Ergebnis drei Ursachen: Gewohnheit, Vermeidung von Komplexität und die Gewichtung von Risiken.

Realverluste geschluckt

Wie eine Analyse des Chefvolkswirts der UniCredit Bank Austria, Stefan Bruckbauer, zeigt, lassen Österreichs Haushalte noch immer rund die Hälfte ihres Geldvermögens in Einlagen und nur ein Viertel in Wertpapieren veranlagt.

In den letzten fünf Jahren stand dabei ein jährlicher realer Verlust bei Einlagen von rund 2,5 Mrd. € einem realen Ertrag von ebenfalls rund 2,5 Mrd. € pro Jahr bei Wertpapieren gegenüber. Diese negative Bilanz bei Einlagen wird sich aus heutiger Sicht heuer und zumindest die nächsten beiden Jahre noch verschärfen.

Zentraler Notgroschen …

Dieser Befund wird ergänzt durch die aktuelle Umfrage, die zeigt, dass für die große Mehrheit der sparenden Bevölkerung Sparmotive wie „Notgroschen” oder „für die Kinder sparen” zentral sind und damit jede Vermeidung von Verlustrisiken häufig im Vordergrund steht.

45% der Befragten zählen zur Gruppe der „Vorsichtigen”, denen Wertpapierveranlagungen schlicht zu unsicher sind und die aufgrund ihres hohen Sicherheitsbewussteins auch den realen Kaufkraftverlust ihres Vermögens bewusst in Kauf nehmen.
Zusätzliche 17% der Befragten sind keinesfalls gewillt, Risiken in der Veranlagung einzugehen. Diese sogenannten Risikovermeider haben in der Regel negative Erfahrungen in der Vergangenheit in erster Linie mit Investments in Einzeltitel und Aktien gemacht. Zu den „Moderaten” zählen 34% der Befragten, die in der Regel aufgrund persönlicher Finanzberatung positive Erfahrungen auch mit Wertpapierinvestments und anderen alternativen Veranlagungen gemacht haben.

… und Glücksgefühle

Hier zeigt sich in O-Tönen auch die Zufriedenheit mit gelungener Veranlagung wie „Glücksgefühl, wenn ich die monatliche Vermögensaufstellung mache” oder „der Erfolg ist groß bei höherer Rendite und kalkulierbarem Risiko”. Eine weitere, sehr kleine Gruppe sind die sogenannten Risikofreudigen, zu denen nur vier Prozent der Befragten zählen, meist jung und mit positiven Investment-Erfahrungen, die häufig auch durch eigene Entscheidungen sehr erfolgreich veranlagt haben.

„Diese Umfrage zeigt sehr gut, dass ein Wechsel der Veranlagungsform für viele unserer Kunden einen großen Schritt bedeutet”, sagt Markus Kosche, Vertriebsleiter Privatkunden, Geschäftskunden und Freie Berufe der UniCredit Bank Austria.

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