Krankenhäuser sind weiter unter Druck
© dpa/Ronald Wittek
HEALTH ECONOMY Redaktion 14.10.2022

Krankenhäuser sind weiter unter Druck

Keine Verschnaufpause für die Spitäler: Neben dem Personalmangel bereiten ihnen nun auch hohe Energiekosten enorme Sorgen.

••• Von Katrin Grabner

Der aktuelle Personalmangel hat die heimischen Krankenhäuser nach wie vor fest im Griff. Sowohl die Urologie des Allgemeinen Krankenhauses in Wien (AKH) als auch die Kinderärzte in der Klinik Floridsdorf haben kürzlich eine Gefährdungsanzeige eingebracht. Facharztposten seien nicht ausreichend besetzt, Ausfälle durch Krankheit erschweren die Situation noch zusätzlich. Wie berichtet, gab es im Sommer aus mehreren österreichischen Spitälern Gefährdungsanzeigen.

Der Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Harald Mayer, äußerte sich erst vor Kurzem zur Personalsituation in den Spitälern: „Das Personal ist noch immer das Nadelöhr unserer Gesundheitsversorgung; diese Engstelle können wir nur sprengen, indem die Politik und die Spitalsträger in die wichtigste Ressource im Spital, ins Personal, zu investieren beginnen. Und zwar nicht morgen – sondern sofort”, betont Mayer.

Europaweite Probleme

Der Personalnotstand ist nicht nur in Österreich spürbar, sondern ein europaweites Problem. In Deutschland kam es deshalb im Sommer zu wochenlangen Streiks an den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen. „Wir erleben in Deutschland ein Gesundheitssystem, das zur Gänze – nicht nur in den Krankenhäusern – mehr und mehr dem Markt unterworfen wird. Da stellt sich immer die Frage, rechnet sich diese Behandlung oder rechnet sie sich nicht. Ein zentrales Problem an der Stelle ist, dass beispielsweise der größte Kostenpunkt einer Krankenhausführung das Personal ist”, erklärt Jan von Hagen von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Düsseldorf gegenüber medianet. Und weiter: „Durch das Fallpauschalensystem ist es hier so, dass es sich für die Arbeitgeber rechnet, Patienten schnell und mit so wenig Personal wie möglich zu behandeln.” Von Hagen hat in den Sommermonaten den Tarifvertrag zur Entlastung des Personals mitverhandelt – erst nach elf Wochen Streik waren die Tarifverhandlungen beendet.

Drohende Insolvenzen

Doch nicht nur der Personalmangel macht den Spitälern zu schaffen. Der Deutsche Klinikverband warnte nun vor den Auswirkungen der stark gestiegenen Energiekosten: „Die Corona-Herbstwelle und extrem steigende Kosten vor allem für Energie bedeuten für die Krankenhausversorgung bisher ungekannte wirtschaftliche Risiken”, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß der Rheinischen Post. Wenn nichts passiere, könne es im Winter zu Krankenhausinsolvenzen kommen. „Wir benötigen jetzt sofort einen Inflationsausgleich, denn ein Großteil der Krankenhäuser kann die gestiegenen Kosten nicht mehr aus Einnahmen und Rücklagen begleichen”, fordert Gaß. Erst im September hatte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verkündet, ein Hilfspaket für die Kliniken wegen stark gestiegener Betriebskosten zu schnüren.

Budget deutlich geringer

Auch hierzulande setzen stark gestiegene Energiekosten und eine hohe Inflationen den Gesundheitseinrichtungen zu. Vor allem aus den Ländern hört man vermehrt Forderungen nach mehr Geld für die Spitalsfinanzierung. Sieht man sich das diese Woche von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) präsentierte Budget 2023 an, wird klar: Großartige Verbesserungen sind vorerst nicht in Sicht. Das Coronabedingt hohe Budget 2022 wird im nächsten Jahr wieder deutlich sinken, liegt aber noch 1,1 Prozentpunkte über dem Budget aus der Zeit vor der Pandemie (2019). Im nächsten Jahr stehen allerdings auch die coronabedingt verschobenen Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden an. Die Mittel zur Spitalsfinanzierung der Länder sowie Projekte mit der Sozialversicherung werden dabei wichtige Themen sein.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL