So würden Frauen System umbauen
© Petra Rautenstrauch (2)
Neues Buch Susanne Erkens-Reck, Evelyn Holley-Spiess und Katrin Grabner haben Frauen aus dem Gesundheitswesen interviewt und Spitzenvertreterinnen aus der Branche zu einer Umfrage eingeladen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 07.06.2024

So würden Frauen System umbauen

In einem neuen Buch beleuchten renommierte Frauen genderbedingte Benachteiligungen im Gesundheitswesen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Eigentlich ist das Gesundheitswesen in Frauenhand: Rund 80% der Beschäftigten in diesem Bereich sind weiblich. Sie arbeiten meist an der Basis und halten das System tagtäglich am Laufen. Klettert man die Hierarchiepyramide nach oben, wird die Luft dünn. Sehr dünn. Ob an der Spitze der Ärzteschaft, in den Führungsetagen großer Gesundheitseinrichtungen oder in den entscheidenden politischen Gremien: Wo die wesentlichen (Reform)entscheidungen getroffen werden bleiben Männer – soweit möglich – gerne unter sich.

In dem neuen Buch „Jetzt reden wir! Wie Frauen das Gesundheitssystem neu denken”, erschienen im Ampuls Verlag, haben die Susanne Erkens-Reck (General Managerin Roche Austria) und medianet-Redakteurinnen Evelyn Holley-Spiess und Katrin Grabner 17 renommierte Frauen aus dem Gesundheitswesen interviewt und insgesamt 100 weibliche Spitzenvertreterinnen aus der Branche zu einer Umfrage eingeladen. Das Ziel: Jene strukturellen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten aufzuzeigen, unter denen Frauen nach wie vor leiden – und Strategien zu formulieren, wie ein gendergerechtes System in Zukunft aussehen kann.

Doppelte Benachteiligung

Der Themenbogen spannt sich von der Frau als Patientin, die genderbedingt nicht adäquat versorgt wird, weil Krankheiten falsch, zu spät oder oft gar nicht erkannt werden. Es geht aber auch um die vielen, gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen im System, die den Gender Gap auf mannigfache Weise zu spüren bekommen – bei der Karriere, beim Gehalt, auf der Suche nach Investoren. Es braucht nicht weniger als einen Paradigmenwechsel. „Unser Buch präsentiert Ideen und Lösungsansätze, wie ein solcher im Gesundheitswesen herbeigeführt werden kann”, sagt Erkens-Reck.

„Es ist nicht zu akzeptieren, dass im Jahr 2024 die halbe Bevölkerung genderbedingt medizinisch schlechter versorgt wird und Kinder während der Berufslaufbahn noch immer mit einem Karriereknick einhergehen”, fasst Evelyn Holley-Spiess, Co-Autorin und Herausgeberin, wesentliche Aspekte des Buches zusammen. Und Grabner ergänzt: „Wir hören als Gesundheitsjournalistinnen seit Jahren, dass Frauen im Gesundheitswesen strukturell benachteiligt werden. Mit unserem Buch wollen wir das sichtbar machen und Wege zu einem anderen, fairen Gesundheitswesen aufzeigen”. Das Buch wurde am Dienstag zusammen mit Gesundheitsminister Johannes Rauch vorgestellt.

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