Künstler leiden unter leeren Kassen
© APA/Herbert Pfarrhofer
MARKETING & MEDIA Redaktion 03.07.2020

Künstler leiden unter leeren Kassen

Durch Corona hat sich die prekäre wirtschaftliche Lage in der Kulturszene noch weiter verschlechtert.

••• Von Britta Biron

Erfolgsmeldungen aus der Kunst- und Kulturszene sind derzeit dünn gesät. Umso erfreulicher ist daher der kürzlich bekannt gegebene Jahresbericht der AKM für 2019. Die Lizenzeinnahmen sind um 2,9% auf 116,4 Mio. € gestiegen, bei den Tantiemen konnte man – auch dank der hohen Kostendisziplin, die für eine weitere Senkung des ohnehin schon niedrigen Spesenabzugs gesorgt hat – eine Steigerung von 4,6% auf 106,7 Mio. € verzeichnen.

„2019 ist ein Höhepunkt in der jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte der AKM: Nie zuvor gab es höhere Umsätze und mehr Tantiemen für unsere Mitglieder”, freut sich AKM-Generaldirektor Gernot Graninger erfreut über das Ergebnis, verweist aber gleichzeitig auf die durchwachsenen Zukunftsaussichten. „Die Folgewirkungen der Coronakrise werden auch an der AKM und ihren Urhebern nicht spurlos vorübergehen.”

Mehr Tantiemen für Musiker

Außer dem Online-Bereich, der allerdings trotz starker prozentueller Steigerungen zur Gesamtsumme nominell nur wenig – nämlich 5,4 Mio. € – beisteuert, sind alle anderen Einnahmesparten der Verwertungsgesellschaft heuer vom Lockdown betroffen.

Besonders drastisch wird sich der Rückgang bei den öffentlichen Aufführungen, aus denen bisher mehr als die Hälfte der Lizenteinnahmen stammt und die seit Beginn der Pandemie praktisch komplett ausgefallen sind, auswirken. Mit starken Rückgängen ist auch bei den Einnahmen im Bereich mechanische Wiedergabe aufgrund der wochenlangen Schließung von Hotellerie, Gastronomie und Handel zu rechnen.
„Wir müssen daher darauf vorbereitet sein, dass die Abrechnung für das laufende Geschäftsjahr im Jahr 2021 stark zurückgehen wird. Die AKM ist jedenfalls auf diese wirtschaftlich herausfordernde Situation vorbereitet und wird alles tun, um den Einbruch möglichst gering zu halten und alle möglichen Maßnahmen zu setzen, um das Tantiemenaufkommen ihrer Mitglieder nicht allzu stark sinken zu lassen. ”

Dauerthema Urheberrecht

Dazu gehöre auch, dass man sich weiterhin dafür einsetzen werde, dass das Urheberrecht besser an die vor allem durch die Digitalisierung geänderten Marktbedingungen angepasst werde. „Ein zeitgemäßes Urheberrecht ist eine essenzielle Basis für das wirtschaftliche Überleben von Kreativschaffenden und für den Fortbestand der künstlerischen Vielfalt.”

Darüber hinaus gibt es noch weitere Ansatzpunkte, um die wirtschaftliche Lage von Musikern bzw. generell in der Kunst- und Kulturszene zu verbessern, die schon vor Corona nicht rosig war und sich durch die ­Pandemie weiter verschärft hat.
Die Liste der Forderungen, die vor wenigen Tagen bei einer Demonstration in der Wiener Innenstadt wieder aufs Tapet gebracht wurden, ist lang und reicht von der Kompensation aller Einnahmenausfälle seit März 2020, über ein garantiertes Mindesteinkommen zumindest in der Höhe der Armutsschwelle, der dauerhaften Reduktion der Umsatzsteuer im Kunstsektor auf fünf Prozent bis zur Schaffung eines Kunst- und Kulturministeriums und zur Anpassung der Künstlersozialversicherung an die besonderen Erwerbsrealitäten.

Staatliche Förderungen

Welche Punkte davon in der Regierung Gehör finden, wird sich weisen; allerdings zeigt eine aktuelle Umfrage des Gallup-Instituts, dass die österreichische Bevölkerung mehrheitlich hinter den Kunst- und Kulturschaffenden steht.

„Unabhängig von politischen Präferenzen, sehen wir ein klares ‚Ja' zur öffentlichen Förderung von Kunst und Kultur. Mehr als zwei Drittel der Befragten sprechen sich für die Förderung von Museen, Theatern, Opern und Festspielen, deutlich über die Hälfte für Unterstützung von Kinos, Freilichtfestivals sowie Volksmusik als Ausgleich für Corona-bedingte Einnahmenausfälle aus”, erklärt Gallup-Chefin Andrea Fronaschütz. „Die Bevölkerung sieht die Überbrückung der Corona-bedingten Veranstaltungspause mittels digitaler Angebote positiv, aber nur jeder Fünfte hat sich in derartige Online-Veranstaltungen eingeklickt. Denn der Wunsch nach dem echten Konzert- oder Kabarett-, Theater-, Film- oder Musikabend ist stark. Nach dem Ausfall so vieler Veranstaltungen in der Coronakrise herrscht in unserem Land breiter Konsens darüber, dass Kunst und Kultur ein überragender Wirtschaftsfaktor und sein Erhalt eine öffentliche Aufgabe ist.”

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