••• Von Paul Christian Jezek
Die älteste Tischlerei der Steiermark (Gründungsjahr: 1888) ist in den vergangenen Jahren mit Fenstersanierung sehr stark gewachsen und beschäftigt bereits rund 50 Mitarbeiter. Das Unternehmen zählt zu den technologisch führenden Anbietern von Fenstersanierungen in Mitteleuropa und im deutschsprachigen Raum und kann daher mit Fug und Recht als „Hidden Champion” bezeichnet werden.
„Das Kastenfenster ist eine geniale Konstruktion”, startet Christoph Schaden, Geschäftsführer der Schaden Lebensräume GmbH im südoststeirischen Jagerberg, ins medianet-Gespräch. Man spürt die Begeisterung für sein Metier ebenso wie langjährige Erfahrung und den Blick für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
„Jahrzehntelang wurden alte Fenster einfach weggeworfen. Neuere Fenster erreichten höhere Dämmwerte, außerdem war der Austausch oft billiger. Das ist heute nicht mehr so”, meint Schaden.
Nicht nur wegen des besonderen Flairs würden alte Holzfenster immer häufiger saniert. Auch die technischen Werte entsprechen mittlerweile höchsten Ansprüchen von Wohnungskäufern, Büromietern oder Hotelgästen: „Unsere sanierten Kastenfenster erreichen einen U-Wert von 1,1 bis 1,7. Damit ist die Wärmedämmung besser als bei so manchem neuen Fenster. Und die Kosten einer hochwertigen Sanierung für ein gutes Kastenfenster sind auch moderat und liegen – je nach Zustand der Fenster – bei 1.000 bis 2.000 €”, erklärt Schaden.
Patentierte Sanierungsmethoden
Gemeinsam mit dem inzwischen emeritiertem Architekturprofessor Horst Gamerith von der Technischen Universität Graz sowie mit Partnerbetrieben wie dem Dichtstoff-Spezialisten Ramsauer erarbeitete Schaden Lebensräume Maßnahmen, um alte Holzfenster optimal zu sanieren. „Um das Glas einzukitten, verwenden wir einen eigenen Dichtstoff, der im Gegensatz zu herkömmlichem Leinölkitt dauerelastisch bleibt und überstreichbar ist”, so Schaden.
Zu den weiteren Besonderheiten der eigens entwickelten Sanierungsmethode zählen eine patentierte Wetterschiene, die den Wassereintritt verhindert, sowie die Forschung zu historischen Fenstern, um die Sanierung auch nach den Vorgaben des Denkmalschutzes durchführen zu können.
Außerdem bleiben die historischen Fitschenbänder durch die spezielle Sanierungsmethode erhalten. Weiters werden Dichtungen so eingesetzt, dass sie bei geschlossenen Fensterflügeln nicht drücken, sondern genug Platz haben, sodass sich die Fenster nicht verziehen.
„Gerade Kastenfenster können durch moderne Technik in der Sanierung beim Schall- und Wärmeschutz hervorragende Werte erreichen. Durch die spezielle Konstruktion werden sie außerdem als besonders behaglich empfunden”, so Schaden.
Generell sorgen Holzfenster für ein sehr gutes Raumklima: Bei Holzkastenfenstern strömt bereits dann frische Luft in die Räume, wenn die Innenflügel geöffnet werden, da ja die Außenflügel niemals völlig dicht sind – und auch nicht dicht sein sollen, um der Kondensatbildung auf der Fensterscheibe vorzubeugen. „Am Außenflügel muss die Luft zirkulieren, weil sich ansonsten Wasser an der Scheibe bilden würde. Das ist auch dann zu beachten, wenn es bei Fenstern hereinzieht und man als rasche Übergangslösung selbst Silikonklebedichtungen befestigt. Dann sollte man in jedem Fall nur den Innenflügel abdichten. Langfristig ist aber nur die professionelle Sanierung durch einen Fachmann sinnvoll”, so Schaden.
„Kaputt” ist nicht kaputt
Trotz der Vorteile der Fenstersanierung lassen sich nicht nur Privatpersonen, sondern auch Immobilienentwickler noch immer vom vermeintlich unsanierbaren Zustand der Fenster täuschen. „Die graue Schicht, die sich oft über alte Holzfenster legt, lässt sie zwar als ‚kaputt' erscheinen. In Wirklichkeit schützt gerade diese graue Schicht das Holz ganz natürlich vor weiteren Schäden. Das heißt, viele solcher Fenster, die der Laie als desolat ansehen würde, können in der Regel noch perfekt saniert werden”, erklärt Schaden, der in Dänemark Design studiert hat und einer von wenigen gerichtlich beeideten Sachverständigen mit Spezialisierung auf Fenstersanierung und Kastenfenster in Österreich ist.
Dass mittlerweile aber ein Umdenken einsetzt und immer mehr Kastenfenster saniert werden, zeigt sich an den stark steigenden Aufträgen für Fenstersanierung. Die Nachfrage steigt vor allem dort, wo Immobilienbesitzer für die Weitervermietung von Altbau-Wohnungen bessere Daten im Energieausweis haben möchten. Bei Schaden Lebensräume ist es mittlerweile rund ein halbes Hundert Mitarbeiter, die – neben anderen Geschäftsbereichen – jährlich rund 1.500 Kastenfenster mit bester Handwerkskunst sanieren.
Historische Vorbilder
Apropos Handwerkskunst: Gerade bei denkmalgeschützten Bauten ist es wichtig, den historischen Vorbildern gerecht zu werden. In diesem Fällen ist das Glas ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Schaden Lebensräume bezieht beispielsweise historisches Original-Fensterglas von der Glasmalerei Stift Schlierbach in Oberösterreich. „Das kostet dann inklusive Einbau bis zu 200 Euro pro m2”, erklärt Schaden. Die älteste Tischlerei der Steiermark produziert auch Holzkastenfenster neu, teils nach alten Vorbildern. „Im Hotel Park Hyatt am Hof, beim ‚Goldenen Quartier' in Wien, haben wir 300 Fenster saniert und etwa 120 im Innenhof neu gemacht. Wenn Sie durchgehen, werden Sie keinen Unterschied merken: Die perfekt sanierten Fenstern gleichen jenen Fenstern, die wir dem historischen Vorbild neu nachgebaut haben, exakt”, sagt Schaden.
Wichtige Tipps und Tricks
Die folgenden vier Entscheidungen sind bei der Sanierung von Holzfenstern sehr wichtig – hier kurze Empfehlungen dazu:
1. Isolierglas oder Einfachglas?Der innere Flügel soll dämmen und gleichzeitig eine Dichtung erhalten.
2. Welche Maßnahmen werden zur Schallschutzverbesserung getroffen? Wichtig sind ein asymmetrischer Glasaufbau und das professionelle Einsetzen der Dichtungen.
3. Welche Maßnahmen werden zur Schlagregendichtheit getroffen?Bei Kastenfenstern ist die Ausbildung des Falzes für die Schlagregendichtheit verantwortlich. Die patentierte Alu-Stockabdeckung verhindert Eintreten von Wasser in den unteren Fensterbereich.
4. Ersatz von Kastenfenster durch Einfachfenster? Bei Einfachfenstern sind die Laibungen durch Kondensationswasser (Taupunktverschiebung) gefährdet und ein Schimmelbefall ist möglich. Bei Kastenfenstern ist diese Problematik unter normalen Umständen zur Gänze ausgeschlossen, Kastenfenster sind hier also im Vorteil.
Was schöne Ausblicke kosten
Generell läuft ein Großteil des Geschäfts der Fenstersanierung in Wien. Zwar gibt es hier auch tschechische, slowakische, polnische und ukrainische Anbieter, die Sanierungen schon ab 900 € durchführen.
Für hochwertige Sanierungen, mit der beste Dämmwerte erzielt werden, liegen die Kosten aber meist etwas darüber – unabhängig von der Herkunft der Sanierungsbetriebe. Abgesehen von der günstigen Kosten-Nutzen-Relation der Fenstersanierung gibt es bei neu produzierten Holzfenstern auf Wunsch natürlich auch die „Luxus-Variante”: Schaden Lebensräume hat z.B. für einen Kunden ein Kastenfenster mit Klappläden produziert, das außen aus Accoya und innen aus Nussholz gefertigt wurde, mittels Magneten und einem unsichtbaren Mechanismus schließt und einige weitere Besonderheiten wie z.B. verdeckte Bänder aufweist. Stückpreis: 17.000 €.
(Diese besonderen Fenster werden von 9. bis 13. März in Wien bei der H.O.M.E. Depot zu besichtigen sein.)