••• Von Helga Krémer
WIEN. In den letzten Jahren haben sich Logistik-Assets und die gesamte Branche sehr positiv entwickelt. Getrieben durch den eCommerce-Ausbau, habe Logistik als Anlageklasse in den letzten drei Jahren einen regelrechten Boom erlebt, der immer noch anhält, heißt es im Colliers-Report „Immobilien-Assetklasse Industrie und Logistik”. Österreich gelte aufgrund seiner zentralen geografischen Lage mit hervorragender Verkehrsinfrastruktur als attraktiver Logistikstandort. Spediteure, Dienstleister, Projektentwickler, Investoren und Industrieunternehmen profitieren von der allgemein stabilen Wirtschaft (trotz Abschwung im Winter 2022/2023) und der international anerkannten Logistikkompetenz in Österreich.
Allen Unkenrufen zum Trotz
Logistikimmobilien zählten 2022 zu den ganz großen Krisengewinnern. In vielen Regionen konnte die steigende Nachfrage nur bedingt am Markt abgebildet werden. Während vor einigen Jahren noch der einhellige Tenor vorherrschte, dass die Logistikbranche im Falle eines Konjunkturrückgangs oder einer Eintrübung besonders hart getroffen werden wird, stellt sich die Situation nun, da die Wirtschaft mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert ist, deutlich anders dar.
Ein Trend, der generell zu beobachten ist, ist jener in Richtung Nachhaltigkeit. Projekte werden heute so effizient wie möglich geplant, eine Ausnutzung der maximalen Flächen ist ebenso Standard geworden, wie PV-Anlagen. Die Branche ist sich im Klaren darüber, dass sie sich in einem Spannungsfeld mit der Politik und der Öffentlichkeit befindet – ein tatsächlicher Fokus auf Nachhaltigkeit ist hier nachweisbar ein Türöffner für die gesellschaftliche Akzeptanz von Logistikimmobilien.
Nachhaltigkeit und ESG
Investoren sowie Nutzer fordern Nachhaltigkeit sowohl in den Lieferketten als auch bei der Standortwahl und Objekterrichtung. Der Nachweis des gesamten Emissionsausstoßes einer Logistikimmobilie werde künftig eine der wesentlichen Voraussetzungen bei der Akquisition bzw. Anmietung der Immobilien sein, ist man sich bei Colliers sicher.
„Wir begleiten mehrere Sale-and-Lease-Back Projekte im Industriebereich, bei denen es nicht nur um Liquidität geht, sondern auch um die Neuausrichtung der Energieversorgung”, sagt Michael Messner, Head of Industrial & Logistics bei Colliers, über den immer wichtiger werdenden Aspekt von Umwelt- und Klimaschutz. So würden in die Jahre gekommene Industriestandorte für Investoren interessante Entwicklungsperspektiven bieten. „Manage-to-ESG” rücke in den Fokus, die Frage der Energietransformation bringe zusätzliches Yield-Potenzial. „Richtig und innovativ umgesetzt, ergeben sich sowohl für Investoren als auch für Nutzer neue strategische Ansätze”, meint Messner.
Mietpreisentwicklung
2022 war laut Prologis Research ein Jahr mit einem Rekordwachstum der weltweiten Mieten. Diese stiegen im Vergleich zum Vorjahr um nominal 30% und übertrafen damit deutlich den bisherigen Rekord von 17% im Jahr 2021. In Europa wurde das Mietwachstum im vergangenen Jahr mit nominal + 15% beziffert.
Die aktuelle Spitzenmiete für Logistikflächen in Österreich liegt bei ca. 6,90 €/m² und wird aufgrund höherer Grundstücks-, Bau- und Finanzierungskosten sowie der hohen Nachfrage und Produktknappheit weiter steigen. Für 2023 erwartet Colliers in Österreich einen Anstieg der Mieten von ca. plus sieben bis acht Prozent. Dennoch ist die Situation äußerst volatil, und Prognosen sind derzeit kaum bzw. nur eingeschränkt möglich. (hk)