12-Stunden-Tag als Gesundheitsrisiko
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HEALTH ECONOMY Redaktion 07.09.2018

12-Stunden-Tag als Gesundheitsrisiko

Experten warnen vor den Folgen des 12-Stunden-Tags. So könnten sich auch Schadstoffgrenzwerte ändern.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die mit Anfang September in Kraft getretene Änderung des Arbeitszeitgesetzes in Österreich sorgt für Kritik unter Gesundheitsexperten. „Bei zwei Stunden mehr hat man nicht einfach mehr Zeit für die Arbeit, sondern es wird auch mehr verlangt”, kommentiert die US-Sozialpsychologin Christine Maslach, die in den 1970er-Jahren das Konzept des Burnout-Syndroms mitentwickelt hat, bei einem Vortrag in Wien.

Damit Menschen gesund und stark bleiben, würden sie sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht brauchen. „Werden zwei Stunden weggenommen, was bleibt dann übrig?”, fragte die Psychologin. „Vier Stunden für den Arbeitsweg, Einkäufe, Erledigungen für die Familie, Freunde und Hobbies. Nur vier Stunden – das ist ungesund. Es beraubt dich deiner Lebenszeit außerhalb der Arbeit. Jener Zeit, die dich gesund, erfolgreich und widerstandsfähig macht.”
Für ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz ist damit klar, dass überlange Arbeitszeiten krank machen. „Das 12-Stunden-Tag-Gesetz der Bundesregierung ist daher auch aus gesundheitlicher Sicht ein Schritt in die ganz falsche Richtung”, kritisiert Achitz.

Unfallrisiko steigt

Über die negativen gesundheitlichen Auswirkungen überlanger Arbeitszeiten geben laut dem oberösterreichischen Arbeiterkammer-Präsidenten Johann Kalliauer zahlreiche Studien Auskunft: Schmerzende Beine, Kreuzschmerzen, Muskelverspannungen, Einschlafstörungen, Erschöpfung und Mattigkeit sind Symptome. Das Ausweiten der Arbeitszeit habe aber auch langfristig Auswirkungen. Arbeitnehmer, die regelmäßig 55 Stunden oder mehr in der Woche arbeiten, haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes und eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Zudem steige das Unfallrisiko nach acht Arbeitsstunden stark an; in der zwölften Arbeitsstunde sei dieses ungefähr doppelt so hoch wie in der achten, erklärt Kalliauer.

Die Arbeiterkammer fordert zudem, Grenzwerte für gefährliche Stoffe in Betrieben mit längeren Arbeitszeiten neu zu bemessen und arbeitsmedizinische Erhebungen dazu einzuholen.

Anpassung von Grenzwerten

Grenzwerte bei Lärm, Vibrationen, klimatischen Belastungen, schwerer körperlicher Arbeit sowie Arbeit mit chemisch-toxischen, biologischen, krebserregenden oder sensibilisierenden Arbeitsstoffen können vielen Arbeitsbelastungen vorbeugen. Bisher beziehen sich die Grenzwerte allerdings auf eine Arbeitsdauer von acht Stunden und eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden. „Die Beibehaltung der niedrigeren Grenzwerte würde einer bewussten Gesundheitsgefährdung gleichkommen”, betont Kalliauer.

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