••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die Österreicher haben ein riesiges Problem mit ihren Blutfettwerten. Zu viel Cholesterin ist für 8,6% aller Todesfälle und für 28% der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit verantwortlich. Das hat eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien ergeben.
Mit Unterstützung des Pharmakonzerns Novartis haben die IHS-Gesundheitsökonomen Thomas Czypionka, Miriam Reiss und Stephanie Reitzinger erstmals die volkswirtschaftlichen Kosten der sogenannten Hypercholesterinämie für Österreich berechnet.
Fazit der Experten: Die direkten medizinischen Kosten für durch die Hypercholesterinämie entstehenden Krankheiten machen pro Jahr 834,7 Mio. € oder 2,35% der laufenden Gesundheitsausgaben ohne Langzeitpflege aus. Hinzu kommen 28,3 Mio. € direkte nicht-medizinische Kosten (Krankengeld, Pflege, Invaliditätspension, etc.). Die indirekten Kosten (Krankenstände, Invalidität, vorzeitige Sterblichkeit, etc.) betragen pro Jahr 303,2 Mio. €. Insgesamt summiert sich das alles – eingerechnet auch 1,6% der Pflegegeld- und 4,6% der Invaliditätspensions-Neuzugänge pro Jahr –
auf 1,16 Mrd. €.
Zu hohe Blutfettwerte, insbesondere an „bösem” LDL-Cholesterin, sind mit dem Rauchen und Bluthochdruck der wesentlichste Risikofaktor für Gefäßverkalkung (Atherosklerose) und damit für Herzinfarkt, Schlaganfall und Co. Die Berechnungen der Gesundheitsökonomen zeigten für Österreich ausgesprochen bedenkliche Fakten auf. Während man weltweit von einem Anteil zu hoher Blutfettwerte als Verursacher der Mortalität von 7,7% ausgeht, sind es in Österreich 8,6%.
Zielwerte nicht erreicht
Seit mittlerweile Jahrzehnten gibt es hoch effektive und gut verträgliche Arzneimittel zur einer allfälligen medikamentösen Therapie. Die Zielwerte schon für das Gesamtcholesterin allein werden in Österreich aber nur von 74% der 18- bis 29-jährigen Männer und von 63% der Frauen in dieser Altersgruppe erreicht. Bei den Männern sinkt danach dieser Anteil bis zum 80. Lebensjahr auf 43 bis 46%, bei den Frauen sind es unter den 30- bis 44-Jährigen noch 57%, dann nur noch deutlich unter 40%.