Handelsdebatte
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Apotheken fürchten wegen Direktbelieferungen von Patienten durch die Industrie um ihre wirtschaftliche Basis.
HEALTH ECONOMY Redaktion 09.02.2024

Handelsdebatte

Im Pharmavertrieb zeichnen sich Änderungen ab. Wofür sind Apotheken zuständig, wofür die Industrie?

••• Von Martin Rümmele

WIEN/NEW YORK/LONDON. Zwei Entwicklungen werden derzeit im Apothekenbereich genau beobachtet: Um das britische Gesundheitssystem zu entlasten, können sich Patienten in England bei sieben Krankheiten nun direkt in der Apotheke helfen lassen, ein Arztbesuch oder ein Rezept sind nicht mehr nötig. Der Schritt soll dazu beitragen, zehn Mio. Arzttermine einzusparen.

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly startete eine Website, die es den Menschen ermöglicht, direkt beim Arzneimittelhersteller zu bestellen. Der Service mit dem Namen „LillyDirect” ist auf die starke Nachfrage nach Medikamenten zur Gewichtsreduktion zurückzuführen; Eli Lilly und Novo Nordisk wuchsen zuletzt damit kräftig.

Apotheken warnen

„Auch wenn wir aktuell von den USA und nur von drei Indikationen sprechen, muss man diese Entwicklung sehr kritisch betrachten. Das Modell von Eli Lilly klammert die Apotheken aus der Lieferkette der Arzneimittel an die Patienten aus”, sagt Alexander Hartl, zweiter Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes. Als Pharmazeut frage er sich, wo die Menschen dann eine unabhängige Beratung zum benötigten Medikament bekommen und wer mit ihnen über Prävention spricht, vor allem wenn es um Diabetes geht. „Ein Konzern definiert seine Ziele nach wirtschaftlichen Kriterien, nicht entlang einer gesundheitlichen Zielsteuerung – dieser Logik folgend, wird er seine Produkte wohl so oft wie möglich verkaufen wollen. Außerdem sehe ich eine Gefährdung der gesamten Arzneimittelversorgung: Ein großes Unternehmen pickt sich ein paar Produkte heraus und entzieht sie dem Verkauf in den Apotheken. Damit kommt der gesamte Apothekenmarkt in finanzielle Schwierigkeiten.”

Industrie vorsichtig

Auch der Industrieverband Pharmig ist skeptisch. „Die Direktbelieferung von Patienten mit rezeptpflichtigen Medikamenten ist in Österreich derzeit aus zwei Gründen nicht zu empfehlen: erstens wegen des Themas der Fälschungssicherheit und zweitens wegen der Kostenübernahme durch die Kassen”, teilt der Verband auf medianet-Anfrage mit.

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