••• Von Helga Krémer
PÖRTSCHACH. Nach einem Jahr coronabedingter Pause war es wieder so weit – Österreichs Holzindustrie, genauer die Sägeindustrie und der Holzhandel, begingen den internationalen Holztag, seit Jahrzehnten der Leitevent dieser so gar nicht „hölzernen” Branche.
Anlässlich des Events im Congress Center Wörthersee konnte Markus Schmölzer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, durchwegs Positives über die Situation in der Branche berichten: „Wir erwarten für 2021 erneut eine Steigerung unserer Produktionsleistung. Bereits 2020 konnte die österreichische Sägeindustrie ihre Produktion wie in den Vorjahren steigern – trotz der Covid-Beschränkungen.”
Die Branche wächst
Im Jahr 2020 wurden in Österreich 10,6 Mio. m³ Schnittholz produziert. Auf Basis des ersten Halbjahres liegt die Prognose für 2021 bei einer Produktion von mehr als 11 Mio. m³. In Mitteleuropa und in der D-A-CH-Region ist ein Anstieg der Produktion von zehn Prozent prognostiziert. Für Schmölzer ein klares Signal: „Unsere Branche wächst kontinuierlich und nachhaltig. Dank hoher Investitionen, effizienter Produktionsabläufe und ausreichendem Rohstoff ist unsere Sägeindustrie international wettbewerbsfähig. Österreich ist als Schnittholzproduzent Nummer vier in Europa und an neunter Stelle weltweit.”
Global betrachtet, sieht Georg Jung, Mitglied im Präsidium des WKO-Bundesgremiums Holzhandel, eine Normalisierung im internationalen Holzhandel. Corona habe die Branche 2020 natürlich hart getroffen, aber bei den Handelsbeziehungen stünden die Zeichen auf Erholung – man liege wieder auf dem Vorkrisen-Niveau. Nach einem extrem dynamischen ersten Halbjahr 2021 habe der Markt wieder sein Gleichgewicht gefunden, und die Lieferfristen hätten ein gewohntes Maß erreicht.
Besonders wichtig für die einheimische Holz- und Sägeindustrie sei der italienische Markt, betont Jung: „Italien ist traditionell unser wichtigster Absatzmarkt für Holzprodukte. Der Schnittholzexport von Österreich nach Italien ist der viertgrößte Holzhandelsstrom weltweit. Fast die Hälfte des Schnittholzexports liefern wir an unseren Nachbarn im Süden. Deutschland folgt mit einem 20 Prozent-Anteil auf Platz zwei.”
Stabilität gefordert
Die Vertreter der Sägeindustrie und des Holzhandels plädierten im Rahmen der Veranstaltung für stabile Rahmenbedingungen und offene Märkte. „Die Diskussionen um Import- und Exportbeschränkungen verunsichern unsere langjährigen Kunden und sie schwächen unsere Wettbewerbsfähigkeit. Der Export bleibt wichtig, um Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Österreich zu erhalten.” Den Plänen der EU bzw. der EU-Waldstrategie 2030, zehn Prozent der Waldflächen zur Gänze außer Nutzung zu stellen, erteilten die Experten eine klare Absage, würden diese Flächen damit auch der forstlichen Betreuung – Stichwort Schadholz etwa durch Borkenkäfer oder Sturm – entzogen.
Weitreichende Auswirkungen
Eine Economica-Studie kommt unter Annahme dieser zehnprozentigen Reduzierung der Rohstoffbasis zu folgenden Ergebnissen: Die Wertschöpfung in der Holz- und Forstwirtschaft ginge um 8,6% bzw. um 1 Mrd. € auf 10,3 Mrd. € zurück. Bei Hinzurechnung der mittelbar betroffenen Branchen würde sich das Minus auf 1,75 Mrd. € erhöhen – was immerhin 0,5% der Wirtschaftsleistung Österreichs entspräche.
Insgesamt wären 15.400 Jobs in der Forst- und Holzwirtschaft unmittelbar gefährdet, plus weitere 10.800 Arbeitsplätze in den Zulieferbetrieben. Von ursprünglich knapp 8,7 Mrd. € an Steuern und Abgaben würden im gesamten Wertschöpfungsnetzwerk nur mehr 7,9 Mrd. € an die Gebietskörperschaften und Sozialversicherungsträger fließen, ein Minus von 800 Mio. €.