Le Brassus. Ein eigenes Museum zu besitzen, gehört für Uhrenmarken im Luxussektor mittlerweile schon fast zum guten Ton. Jüngster Neuzugang in diesem Bereich ist das Musée Atelier Audemars Piguet.
Planung und Bau haben rund sechs Jahre gedauert. Gut Ding braucht eben Weile, vor allem, wenn der Entwurf so radikal mit den architektonischen Traditionen der Region bricht, wie jener, mit dem der dänische Stararchitekt Bjarke Ingels 2013 die Ausschreibung gewonnen hatte.
Aber zu einer Marke, die konsequent ihren eigenen Weg geht, in ihrer Geschichte immer wieder Innovationsfreude gezeigt und bei Bedarf auch mit Konventionen gebrochen hat – etwa 1972 mit der Royal Oak, der ersten Luxusuhr aus Stahl –, passt ein unkonventionelles Gebäude ohnehin perfekt.
Außergewöhnlich ist auch die Inszenierung, die im Inneren geboten wird. Das Stuttgarter Atelier Brückner hat die Ausstellung als spannenden Parcours durch Raum und Zeit gestaltet.
Spannender Parcours …
Jedes Kapitel hat seine eigene gestalterische Sprache und wird von einem besonderen Objekt eingeleitet. So verweist ein eisenhaltiger Gesteinsbrocken auf die Bedeutung des Metalls für die Entwicklung der Uhrmacherkunst im Vallée de Joux. ein kinetisches Modell veranschaulicht dem Betrachter die geografische Lage des Orts Le Brassus und seine Entfernung zur Uhrenmetropole Genf, ein dreidimensionaler Stammbaum bietet einen Überblick über die Familien Audemars und Piguet von der Gründung des gemeinsamen Unternehmens im Jahr 1875 bis heute, und die Installation „Seeing the Invisible” verdeutlicht durch Mikroskope, wie unglaublich klein und filigran die Komponenten eines Uhrwerks sind.
Über 300 Zeitmesser aus der 145jährigen Geschichte der Marken werden im Museum präsentiert, darunter natürlich auch verschiedene Versionen der Royal Oak. Das Highlight unter den vielen Exponaten ist aber die Universelle, eine Taschenuhr aus dem Jahr 1899, die über 21 Funktionen verfügt und die komplizierteste Uhr ist, die Audemars Piguet je erschaffen hat. Acht weitere Uhren mit Grande Complication umgeben dieses Meisterstück wie Planeten die Sonne – ein Verweis auf astronomische Zyklen, die die Uhrmacherei bestimmen.
…durch Raum und Zeit
Eine eigene Station ist den kleinsten und dünnsten Uhren gewidmet, eine weitere zeigt das Uhrendesign als Ausdruck ihrer Zeit – von der Belle Epoche bis ins 21. Jahrhundert. An einer Werkbank kann der Besucher selbst Hand anlegen – zum Beispiel winzige Schrauben in eine Metallplatte drehen – und erhält dadurch einen unmittelbaren Eindruck von dem Handwerk, das bei Audemars Piguet auf höchsten Niveau zelebriert wird. Das zeigt sich auch in den offenen Werkstätten, die in die Ausstellung integriert sind.
Besuche sind – voraussichtlich ab 25. Juni – gegen Voranmeldung unter www.museeatelier-audemarspiguet.com möglich.