Die Preisschere geht auseinander
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VerdoppeltDie Kartoffelpreise sind in den vergangen zwölf Monaten neuerlich um über 27% gestiegen und haben sich gegenüber Herbst 2021 bereits verdoppelt.
RETAIL Redaktion 31.05.2024

Die Preisschere geht auseinander

Während Diskontartikel etwas günstiger werden, sind teurere Markenprodukte erneut im Preis gestiegen.

WIEN. Seit dem Beginn der Teuerungswelle im September 2021 sind die Preise im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel deutlich gestiegen. Besonders drastisch ist die Entwicklung im untersten Preissegment: Ein Einkaufskorb mit den billigsten Lebens- und Reinigungsmitteln kostet heute um 43,3% mehr als damals.

Im März-Jahresvergleich lässt der Preisdruck bei billigsten Lebensmitteln zwar etwas nach (–3,3%), die Preise seien aber „auf einem hohen Niveau festgefahren”, wie die Wiener Arbeiterkammer in einer Aussendung beklagt.

Erdäpfel werden teurer

Kostete ein Einkaufskorb mit den 40 billigsten Lebens- und einigen Reinigungsmitteln im März 2023 noch knapp 76 €, so sind es jetzt rund 73 €. Konkret: 23 von 40 Produkten sind im Jahresvergleich März 2023 bis März 2024 um bis zu 28,9% (Sonnenblumenöl) günstiger geworden, vier Produkte blieben auf demselben Preisniveau wie im Vorjahr (Mineralwasser, Dosenbier, Mischbrot, Bohnenkaffee), 13 sind um bis zu 27,4% (Kartoffeln) teurer geworden.

Gegenüber September 2021 haben sich sämtliche Produkte in unterschiedlicher Höhe verteuert – eklatant fällt der Preisanstieg neben den Kartoffeln (+103%) auch bei Penne-Nudeln (+90%) und Mehl (+83%) aus.

Teure Produkte werden teurer

Eine spürbare Entlastung offenbart sich bei den günstigsten Produkten im Drogeriefachhandel: Sie kosten in den Onlineshops von Bipa, dm und Müller im Jahresvergleich April um durchschnittlich 15,1% weniger als im Vorjahr. Auch in den Geschäften sind die günstigsten Artikel um durchschnittlich 8,9% gefallen.

Ein anderes Bild zeigt sich bei den Marken-Drogeriewaren: Diese haben zwischen April 2023 und April 2024 um 4,2% angezogen. Im Online-LEH ist der Kostenanstieg noch drastischer: Marken-Lebensmittel kosten nun über die erhobenen Onlineshops von Billa und Interspar um 7,3% mehr.

Unterschiedliche Lesarten

Während die Arbeiterkammer in ihrer Aussendung davon schreibt, dass sich die Preise „auf hohem Preisniveau festgebissen” hätten, fällt die Lesart des Handelsverbands naturgemäß anders aus – er verbucht den Preisrückgang vor dem Hintergrund der „anhaltend hohen Kosten für Energie, Personal, Logistik und Fremdkapital” als Erfolg. Den Hauptgrund für den Anstieg bei „teureren Markenprodukten von globalen Lebesmittelkonzernen” sieht die Interessenvertretung des heimischen Handels indes beim „vielzitierten ‚Österreich-Aufschlag'”, den Händler in der grenzüberschreitenden Beschaffung bezahlen müssten.

Konkret handle es sich um „diskriminierende Praktiken der Industrie, mit denen Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich höhere Preise verrechnet werden als etwa in Deutschland”, die die Bundeswettbewerbsbehörde in ihrem Endbericht zur Branchenuntersuchung der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette vom November 2023 bereits kritisiert hatte.
Diese Form der Diskriminierung macht laut BWB einen Großteil des Preisunterschiedes zwischen Österreich und Deutschland aus und kostet die Konsumenten gemäß Bericht europaweit jährlich rund 14 Mrd. €. (red)

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