Apotheker bluten
© Christian Dusek
Apothekerverbandspräsident Jürgen Rehak fordert für zusätzliche Leistungen wie das e-Rezept mehr Geld.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 08.03.2019

Apotheker bluten

Spannen der Apotheken sinken. Nun fordern sie Änderungen des Vergütungssystems und die Abgeltung von Leistungen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die 1.370 öffentlichen Apotheken haben pro Tag rund 400.000 Kunden- und Patientenkontakte und betreuen statistisch gesehen mindestens einmal im Monat jeden Österreicher. Und das mit einer enormen Versorgungsdichte: 94,3% der Bevölkerung erreichen die nächste Apotheke in zehn Minuten.

Geld für Mehrleistungen

Doch das könnte sich künftig ändern, denn die wirtschaftliche Situation der Apotheken verschlechtert sich. „Das abgelaufene Jahr war für Österreichs Apotheken erneut sehr herausfordernd, weil stetig neue Aufgaben hinzukommen – ohne dass unser Berufsstand für diese Mehrleistungen honoriert würde”, zieht Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands, Bilanz. Die Interessensvertretung der selbstständigen Apotheker drängt für die Zukunft auf eine Co-Finanzierung der nötigen Investitionen und mehr unternehmerische Freiheit; Rehak will darüber mit den Verantwortlichen in der Politik und den Kassen entsprechende Gespräche führen.

Durchschnittlich entfielen im Vorjahr nur noch 67% der Umsätze der Apotheken auf die Krankenkassenumsätze und bereits rund 33% auf Privatumsätze. Diese entwickelten sich etwa im OTC-Bereich 2018 mit einem Plus von 2,7% nur leicht positiv. Doch hier steige der Druck durch den Onlinehandel, der auch Umsätze abziehe. Der Umsatz mit Arzneimitteln auf Kassenrezept ist 2018 um 2,9% auf 2,876 Mrd. € (exkl. Mehrwertsteuer) gestiegen.
Gleichzeitig seien aber auch die Kosten für Personal, Mieten und vor allem technische Ausstattung der Apotheken überproportional gestiegen – mit dem Effekt, dass sich die Ertragslage einmal mehr verschlechtert hat, rechnet Rehak vor. Im abgelaufenen Jahr hat die Spanne einen historischen Tiefstand von 14,54% erreicht, noch 2014 waren es 16,36% gewesen. Die sinkende Wertschöpfung führt der Apothekerverband vor allem auf Umsatzverschiebungen hin zu billigen Arzneimitteln zurück. Zudem seien in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe an erheblichen Mehraufwänden aufgebürdet worden wie etwa die E-Medikation, für die es keine ausreichende Honorierung gebe.

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