Burnout und Co: Oberhauser warnt
© BMG/Jeff Mangione
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser fordert im medianet-Interview von Unternehmen mehr Burnout-Prävention.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 01.04.2016

Burnout und Co: Oberhauser warnt

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser mahnt angesichts steigender psychisch bedingter Krankenstände und Frühpensionierungen die Unternehmen zu mehr Achtsamkeit.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Gesundheitsministerin ­Sabine Oberhauser (SPÖ) findet im medianet-Interview angesichts der Zunahme psychischer Erkrankungen deutliche Worte: „Es kann nicht sein, dass wir auf der einen Seite über ein niedriges Pensionsalter klagen und auf der anderen Seite feststellen müssen, dass viele der Menschen, die in relativ jungem Alter berufsunfähig beziehungsweise invalide werden, weil sie die Geschwindigkeit und Komplexität des Arbeitslebens nicht mehr schaffen. Das geht sich dann nicht aus”, sagt Oberhauser. Hier seien wir als Gesellschaft – „aber ganz besonders auch die Unternehmen, die ja Einfluss auf die Gestaltung von Arbeitsprozessen haben – aufgerufen, uns zu überlegen, wie wir gemeinsam gegensteuern können.”

Deutliche Anstiege

Mit Ende des vergangenen Jahres haben 18.546 Personen Rehabilitations-Geld bezogen; fast drei Viertel davon gehen auf psychische Erkrankungen zurück. Das geht wie berichtet aus aktuellen Daten der Pensionsversicherungsanstalt hervor. Seit Jahren steigt die Zahl der psychischen Leiden und damit auch die damit verbundenen Krankenstandstage – in den vergangenen 20 Jahren beinahe um das Dreifache. Die Umsätze mit Psychopharmaka sind laut einer Studie der Donau-Universität Krems in Österreich zwischen 2006 und 2013 um 31% auf 188 Mio. € gestiegen. Der Anstieg wurde speziell von Antidepressiva und Antipsychotika ausgelöst – Zahlen, die nicht erstaunen, wenn man bedenkt, dass etwa jeder dritte Österreicher einmal in seinem Leben psychisch erkrankt und aktuell 900.000 Menschen jährlich Psychopharmaka einnehmen. „Psychische Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft unheimlich weit verbreitet”, sagte zuletzt wie berichtet Christopher Prinz, österreichischer Ökonom bei der OECD in Paris, einer der beiden Autoren des unter dem Titel „Mental Health and Work: Austria” erschienenen Berichts.

„Psychische Krankheiten entstehen multifaktoriell, das heißt, es sind gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und Rahmenbedingungen daran beteiligt, beispielsweise Stress, das Arbeitsumfeld, soziale Beziehungen, prekäre Situationen, und vieles mehr. Wir brauchen mehr Prävention, aber wir brauchen auch ein Umdenken in den Arbeitsprozessen”, sagt Gesundheitsministerin Oberhauser nun im Interview.

Prävention als Ziel

Im Gesundheitsministerium sei man sich dieser Problematik jedenfalls bewusst und versuche im Rahmen der Möglichkeiten, Verbesserungen umzusetzen. „Neben Bewegung und Ernährung ist psychische Gesundheit die dritte Säule, nach der wir unsere Präventionsaktivitäten ausrichten”, sagt Oberhauser. Das Bundesministerium für Gesundheit habe außerdem einen eigenen Beirat „Psychische Gesundheit”, der in allen Belangen zu diesem Thema berät und Verbesserungsvorschläge bringt. Das zeige sich auch in den Rahmen-­Gesundheitszielen und in der Kindergesundheitsstrategie.

„Wir haben eine ‚Nationale Strategie zur psychischen Gesundheit' erarbeitet, in der zehn prioritäre Punkte definiert wurden, um deren Umsetzung wir uns verstärkt bemühen. Auch in den Rahmengesundheitszielen für Österreich ist eine gesamtheitliche Zielorientierung formuliert, um die psychische Gesundheit der österreichischen Bevölkerung zu verbessern. In Zukunft werden wir die psychische Gesundheit weiter in den Fokus stellen”, kündigt die Ministerin an.

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