Branche macht sich für Verbrenner-Zukunft stark
© Moritz Reisinger
MOBILITY BUSINESS Redaktion 03.05.2024

Branche macht sich für Verbrenner-Zukunft stark

Ministerin Edtstadler: Mit Aus für Diesel und Benziner gibt ­Europa mutwillig seinen technologischen Vorsprung auf.

Die Automobilwirtschaft steht wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig im Spannungsfeld zwischen den Anstrengungen zur Dekarbonisierung und dem Bestreben, Wohlstand durch starke Volkswirtschaften zu sichern. Einmal mehr hat sich daher vor wenigen Tagen heimische Branchenvertreter im Rahmen eines Pressegesprächs für eine Zukunft des Verbrennermotors über das Jahr 2035 hinaus stark gemacht. Unterstützung bekamen sie dabei von Europaministerin Karoline Edtstadler, die meinte: „Das Aus für den Verbrenner-Motor ist definitiv der falsche Weg.” Die Autoindustrie sei die „Aorta für den europäischen Wirtschaftsstandort”, Europa sei dabei, seinen technologischen Vorsprung „mutwillig aufzugeben”.

Wichtige Rolle der Industrie

Mehr als 350.000 Beschäftigte rund ums Auto würden zeigen, wie wichtig dieser Sektor für Beschäftigung und Wohlstand in Österreich ist, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung. „Wichtig dabei sind eine technologieoffene Forschung und Entwicklung, um Innovationen sicherzustellen und den Standort zu stärken. Die größten Herausforderungen für die Automobilindustrie sind strenge Klimaschutzziele der EU auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Dabei braucht es Rahmenbedingungen und Raum für alle alternativen Antriebsformen.”

Günter Kerle, Verbandschef der Autoimporteure, meinte: „Österreich ist zu Recht ein Autoland.”

Falsches Konkurrenzdenken

Die Branche sei in einem Transformationsprozess, Wasserstoffantriebe dürften nicht als Konkurrenz zur E-Mobilität gesehen werden, so Kerle weiter. Wobei die Autobranche heute kräftig die Werbetrommel für die Wasserstoff-Fahrzeuge rührte. Wie viele Tankstellen allerdings nötig wären und bis wann so viele Wasserstoff-Autos wie jetzt schon E-Pkw unterwegs sind, konnte aber nicht beantwortet werden.

Josef Honeder, Entwicklungsleiter des BMW Group-Standorts Steyr, meinte, dass die Wasserstofftechnologie wichtig für den Schwerverkehr wäre; das hätte dann auch eine Schneepflugwirkung für Pkw mit derartigem Antrieb. In Steyr wird von BMW nach Eigenangaben bis zum Jahr 2030 eine Mrd. € in die E-Mobilität investiert. Mit Wasserstoff beschäftigt sich das Werk in München.

E-Auto-Absatz steigt weiter

Honeder verwies darauf, dass die E-Mobilität in erster Linie ein Thema in Europa sei, in Amerika und Asien würden noch sehr lange Verbrenner fahren. Wobei die Internationale Energieagentur (IEA) zuletzt vorrechnete, dass heuer weltweit 17 Mio. Elektroautos verkauft werden, das wären um 20% mehr als 2023. Allein auf China entfielen davon zehn Mio. E-Autos, fast jedes zweite neu verkaufte Auto fahre dort heuer elektrisch. In Europa soll heuer immerhin jedes vierte verkaufte Auto mit Strom betrieben werden, so die IEA.

Laut Kerle fehlt in Österreich das Kaufinteresse der Privaten – über 80% der E-Auto-Neuzulassungen entfielen auf Firmenwägen. Dazu hätten sich die Stromkosten an den öffentlichen Tankstellen verdoppelt, wobei auch bei Wasserstoffantrieben Geld ein großes Thema ist; derzeit sind die Preise noch nicht marktkonform, so Kerle vor Journalisten. Nur am Rande gestreift wurde das Thema E-Fuels, also aus Strom erzeugte Treibstoffe. Für Kerle wären diese insbesondere für den Verbrenner-Bestand interessant.

Strafzölle für China-E-Autos?

Sehr vage blieben beim Pressegespräch Autoindustrie und Ministerin Edtstadler zu möglichen Strafzöllen für chinesischen Autos. Es gehe darum, Handelspartner nicht zu vergrämen und mit Augenmaß vorzugehen, aber auch die eigenen Interessen zu vertreten. Wie dies konkret ausschauen könne, müsse man sich auf EU-Ebene anschauen, so die Europaministerin.

Dass zu der Pressekonferenz der Autoindustrie die Europaministerin und nicht Verkehrsministerin Leonore Gewessler eingeladen war, begründete die Industriellenvereinigung als Gastgeber damit, dass es um europarechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Autoindustrie gehe. (red)

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