••• Von Moritz Kolar
Zuerst war es Corona, dann kamen Verwerfungen auf den internationalen Handelsmärkten dazu, im Vorjahr fehlten schließlich wichtige Computerchips, und so setzte es 2022 am heimischen Neuwagenmarkt das dritte Minus hintereinander. Der Mangel an Halbleitern sorgte aber auf anderen Märkten für Rückgänge: Laut dem europäischen Herstellerverband ACEA wurden im vergangenen Jahr europaweit mit 9,3 Mio. Fahrzeugen um 4,6 Prozent weniger verkauft als im Jahr davor. Das sei das niedrigste Volumen seit fast 30 Jahren. In Österreich fiel das Minus sogar noch kräftiger aus: Nachdem am Ende des Jahres 2020 ein Neuzulassungsminus von 24,5% gestanden hatte, und der Markt 2021 um weitere 3,6% nach unten gegangen war, mussten die heimischen Händler 2022 einen Rückgang von 10,3 Prozent hinnehmen. Die von der Statistik Austria ausgewiesenen 215.050 verkauften Pkw bedeuten den tiefsten Wert seit mehr als 40 Jahren.
Elektrofahrzeuge legten zu
Verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019, waren die Neuwagenverkäufe damit um mehr als ein Drittel rückläufig. Insgesamt wurden im Vorjahr 305.332 Kfz neu zugelassen, um 17,8% weniger als 2021 und um 30% weniger als 2019. Im Vergleich zu 2019 gab es bei Diesel ein Minus von 61,9%, bei Benzinern von 55,5%. Bei den reinen Elektroautos gab es hingegen ein Plus von 269,7%. 2022 wurden 34.165 E-Autos neu zugelassen.
Bemerkenswert außerdem: Der Boom bei den Stadtgeländewagen hielt auch 2022 an. Während der Gesamtmarkt um zehn Prozent nachgab, betrug das Minus bei den SUV nur 0,8 Prozent. Mit minus 1,6 Prozent fiel auch der Rückgang in der oberen Mittelklasse sehr moderat aus. Minivans hingegen büßten 24,7% ein. In der Pkw-Klasse bis 54 PS gab es im Jahresvergleich ein Minus von 55%, bei den Modellen bis 82 PS waren es 28,9% und bis 105 PS 11,8 Prozent. Ein Plus von einem Prozent gab es hingegen bei den Pkw mit über 171 PS.
VW blieb mit einem Anteil von 14,9% an den Auto-Neuwägen übrigens Marktführer vor Konzerntochter Skoda (8,7 Prozent) und BMW (7,6 Prozent).
Verhaltene Erwartungen
Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, blickt enttäuscht auf das Autojahr zurück. „Das Jahr 2022 ist ganz anders gekommen, als wir uns das vorgestellt haben – im negativen Sinn.” Als Gründe für das schwache Autojahr nannte er die fehlenden Halbleiter, die Probleme in den Lieferketten, die Teuerungen bei Strom und Treibstoffen und die hohen Steuern, verschärft durch die CO2-Abgabe. Kritik übte er auch an der Ladeinfrastruktur und den Ladekosten für E-Autos. Wer sein Auto nicht in der Firma oder zu Hause aufladen könne, dem sei von einem reinen Elektrofahrzeug abzuraten.
Guter Start ins neue Jahr
Für heuer rechnete Kerle ursprünglich mit einer „spürbaren Entspannung” bei den Lieferengpässen und damit, dass die Talsohle 2022 durchschritten worden sei. Wegen der hohen Inflation rechnete er aber trotzdem mit einem eher moderaten Plus – wie das erste Quartal 2023 zeigt, könnten die Zuwächse aber auch deutlicher ausfallen.
In Österreich wurden von Jänner bis März mit 63.052 Pkw nämlich um satte 20,4% mehr zugelassen, als im Vorjahreszeitraum – Haupttreiber dafür war der starke März. „Im März hat der österreichische Automarkt mit einem Neuzulassungsplus von 27,4 Prozent im Jahresvergleich weiter kräftig zugelegt”, sagte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Die Pkw-Neuzulassungen mit alternativen Antrieben stiegen sogar um 40,7% auf 28.311 – damit beträgt ihr Anteil an den Neuzulassungen bereits 44,9%. Wobei 11.235 Pkw auf Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb entfielen.