Viele Gespräche zwischen Marketingverantwortlichen münden derzeit zwangsläufig in meinungsstarken Diskussionen über die Auswirkungen von generativen KI-Tools wie ChatGPT auf die Werbebranche. Seit dem Launch im November 2022 hat ChatGPT für großes Aufsehen in der Branche gesorgt. Im Zeitraum von Mitte November bis Mitte Februar verzeichnete die OpenAI-Technologie in Deutschland mehr als 218.000 Seitenaufrufe, in den USA sogar 1,6 Millionen – allein auf den Publisher-Seiten des weltweiten Taboola-Netzwerks. Zusätzlich richten sich auch viele Augen auf Tech-Konzerne wie Google und Microsoft, die ebenfalls eigene KI-Tools auf den Markt gebracht haben.
ChatGPT: Helfer oder Hindernis?
Es ist gut und wichtig, dass Marketer darüber diskutieren, ob die neuen Tools letztendlich zu unschätzbaren Helfer:innen bei der Entwicklung von Strategien und der Erledigung alltäglicher Aufgaben werden, oder doch dafür sorgen, dass so manche Marketingrolle zukünftig ersetzt wird. Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, und es wird Zeit brauchen, um abzusehen, wie sich generative KI weiterentwickelt und eingesetzt wird. Die gute Nachricht: Selbst ChatGPT verneint die Frage, ob das Large Language Model die Jobs von Marketingverantwortlichen übernehmen wird:
„Es gibt bestimmte Aspekte des Marketingjobs, die über die Fähigkeiten von KI-Modellen wie ChatGPT hinausgehen. Beispielsweise erfordert die Entwicklung einer umfassenden Marketingstrategie menschliche Kreativität, emotionale Intelligenz und strategisches Denken. Die Fähigkeit, komplexe zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, kulturelle Nuancen zu verstehen und sich an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen, sind Fähigkeiten, die menschlichen Marketingverantwortlichen zugeschrieben werden.“
Eines ist sicher: Marketingexpert:innen sollten schleunigst anfangen, sich mit KI-Tools vertraut zu machen. Wer das bereits tut, kann Zeit und Kosten sparen, und sich einen Wettbewerbsvorteil in der Branche verschaffen. Ein guter Anfang wäre es beispielsweise, ChatGPT um Unterstützung beim Schreiben von Werbetexten, E-Mails, Landing Pages, SEO-Updates und Blogs aus bereits vorhandenen Inhalten zu bitten.
ChatGPT als Copywriter
Eine Werbekampagne kann nur funktionieren, wenn sie den Nerv der Zielgruppe trifft und zur richtigen Zeit bei der richtigen Person Aufmerksamkeit erzeugt. Das ist besonders online schwierig, wo viele Inhalte und viele Werbeformate miteinander konkurrieren. Gerade die für Consumer Brands attraktive Zielgruppe der Generation Z widmet dem Betrachten einer Anzeige nur etwa 1,3 Sekunden. Springt der Funke in diesem kurzen Augenblick nicht über, ist der Kontakt verloren. Um die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen zu erlangen, müssen Marken oft Dutzende von Textvarianten in A/B-Tests miteinander vergleichen.
ChatGPT kann helfen, innerhalb weniger Sekunden zumindest einige Ansatzpunkte für mögliche Anzeigentexte zu generieren und somit die Kreativität anzuregen. Das kann bemerkenswert gut funktionieren, wenn die verwendeten Prompts Kampagnen-relevante Personas einbeziehen. Marketingverantwortliche können die gelieferten Vorschläge sowie einzelne Keywords und Phrasen anpassen und kombinieren, sodass ein (vorläufiges) Ergebnis auf die gewünschte Zielgruppe abgestimmt ist. So können Werbetreibende nicht nur eine Vielzahl von Textoptionen für A/B-Tests in Rekordzeit entwerfen, sondern auch Ideen erkunden, an die sie sonst vielleicht nicht gedacht hätten.
Generative KI at your SEOvice
Erstklassiger Content ist allerdings nur die halbe Miete, wenn es darum geht, Conversions zu erzielen und Nutzer:innen zu einer Handlung anzuregen. Um ihr Ziel zu erreichen, müssen Unternehmen mit ansprechenden, informativen Landing Pages nachziehen. Auch dabei können generative KI-Tools behilflich sein. Wird ChatGPT etwa mit der Struktur und dem Text einer Landing Page gefüttert, versteht das Programm sogar die Aufteilung des Textes in verschiedene Abschnitte wie Top Strip, Titel und Call to Action. Die KI ist in der Lage, die Landing Page so anzupassen, dass sie eine bestimmte Zielgruppe anspricht, leistet gute Arbeit bei der Anpassung der Texte für bestimmte Leser:innen und fügt vorab definierte Keywords sinnvoll ein – was auch für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) hilfreich ist.
ChatGPT macht es Content Creater:innen fast schon zu einfach, ihre Inhalte für organische Suchergebnisse zu optimieren. Solange es mit Keywords gefüttert wird, kann das generative KI-Tool dabei helfen, Texte und ganze Websites entsprechend zu aktualisieren – und das in nur wenigen Minuten. Generative KI könnte die SEO-Spielregeln komplett verändern: Google hat bereits KI-gestützte Suchergebnisse eingeführt. Allerdings ist das Unternehmen auch dafür bekannt, regelmäßig Änderungen an seinem Suchalgorithmus vorzunehmen, und möglicherweise ist KI aktuell noch nicht schnell genug, um mit diesen Änderungen Schritt zu halten. Bislang gilt jedoch laut Google selbst die Devise, hochwertige Inhalte zu belohnen – unabhängig davon, ob es sich um KI-generierte Inhalte handelt oder nicht.
Die Zukunft des Marketings?
Tools wie ChatGPT sind zweifellos nützlich, um bereits vorhandene Inhalte anzupassen und beispielsweise für andere Kanäle wiederzuverwenden, was bei der Erstellung neuer Kampagnen viel Zeit sparen kann. Im Grunde ist ChatGPT genau das: ein Tool zur Wiederverwendung von Inhalten, da es Informationen aus dem gesamten Internet aufgreift, um daraus neue Textvariationen zu erstellen. Mit ein paar Anpassungen und etwas Designaufwand können Werbetreibende bestehende Texte so in Minutenschnelle in „neue“ Lead-generierende Inhalte umwandeln. So können sie KI-Tools nutzen, um ihre Leistung zu steigern und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Wenn sich diese Tools weiterentwickeln, könnten sie die Marketingprozesse von Marken revolutionieren.
Niemand kann vorhersagen, welche Veränderungen generative KI für die Marketingbranche mit sich bringen wird, aber in der einen oder anderen Form wird sie sich durchsetzen. Passende Tools bieten sich dabei vor allem als produktivitätssteigernd für wiederkehrende Arbeitsschritte an. Und schaffen Marketingexpert:innen mehr Raum für komplexe und strategische Arbeiten. Führende Werbetreibende werden die Zukunft des Content-Marketings gestalten, indem sie weiterhin mit diesen Tools experimentieren, um ihre Arbeitsprozesse zu optimieren und ihre Kreativität zu steigern, während diejenigen, die davor zurückschrecken, ins Hintertreffen geraten könnten.