„Wie Unternehmen Deine Stimme analysieren“
„Wie Unternehmen Deine Stimme analysieren“
Wusstest Du, dass Firmen laufend Deine Stimme analysieren und so Daten über dich sammeln? Klingt futuristisch – ist aber mittlerweile gegenwärtiger Alltag!
Immer häufiger sprechen wir mit Maschinen – vor allem am Telefon. 15 Minuten Sprachmaterial reichen völlig aus, damit Unternehmen Deine Persönlichkeit, Vorlieben, Ängste, etc. analysieren können. Möglich macht das Computersoftware, also künstliche Intelligenz – bei uns wird am häufigsten ein Programm namens „Precire“ dafür eingesetzt.
Zunächst wertet das Programm den textlichen Inhalt des Gespräches aus. Wörter wie „schwierig“, „Problem“, „eigentlich“, „vielleicht“ werden von dem Programm negativ bewertet, erklärt Philipp Grochowski von Precire. Auch „aber“, „nicht“ und „unmöglich“ zählen zu diesen Wörtern. Registriert werden allerdings auch Wörter die positives ausdrücken.
Danach kommen Tonhöhe, Lautbildung, Lautstärke und die Stimmfarbe an sich ins Spiel. Hier geht es in erster Linie um den Charakter und die Psyche. Die künstliche Intelligenz des Sprachcomputers entscheidet danach welche der Tausenden Faktoren, die sie in der Stimme identifiziert hat, für welches Ergebnis relevant sind.
Die neue Technologie hat tatsächlich eine wissenschaftliche Grundlage. Schon fünf Minuten eines Gesprächs genügen, um Menschen mit hoher Genauigkeit in Kategorien einzuteilen. Ausgewertet werden Faktoren wie Offenheit für neue Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus.
Die Analyseergebnisse der künstlichen Intelligenz werden zum Beispiel für Recruitingzwecke – also bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern eingesetzt. Aber auch im Marketing macht man sich die gesammelten Daten zu nutze.
Besonders unangenehm ist, dass laut Precire auch Auswertungen über unseren Gesundheitszustand möglich sind und vielleicht hinter verschlossenen Türen im geheimen bereits stattfinden. Psychologen haben bereits mehrfach nachgewiesen, dass zum Beispiel Depressionen hörbar sind. Schon 1974 hat der Schweizer Psychologe Klaus Scherer erstmals nachgewiesen, wie sich die Stimme depressiver Menschen im Zuge ihrer Genesung verändert und wie Depressionen sich auf den Klang der Stimme niederschlagen. Laut „Technology Review“ kann Parkinson mit mehr als 90prozentiger Genauigkeit anhand der Sprache festgestellt werden.
Wird es in Zukunft Technologien geben, die uns permanent anhand unserer Sprache und Stimme analysieren, zum Beispiel beim Telefonieren? Einerseits ist das technisch möglich, anderseits können Apps keine Kausalitäten herstellen. Sie wissen also nicht, ob wir verärgert klingen, weil wir uns gerade die Zehe angestoßen haben oder ob tatsächlich die Werbeanzeige, die wir eben zugespielt bekommen haben, schuld an unserem Ärger ist.
Dennoch solltet Ihr vorsichtig sein, wenn ihr bei einem Unternehmen anruft und hört: „Dieser Anruf wird zu Qualitätssicherungszwecken aufgezeichnet“.
Stimmige Grüße
Petra Falk